Märzhandel mit Agrarprodukten rasant angestiegen
Handel
Der Brexit zeigt sich in der europäischen Buchhaltung
Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 zeigt nach aktuellem Bericht der EU-Kommission der Gesamthandel mit Agrarprodukten in diesem Jahr einen geringeren Wert von 75,8 Milliarden Euro. Die Agrarausfuhren der EU27 gingen um 0,9 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro zurück, die Importe lagen mit 29,3 Milliarden Euro sogar 8,1 Prozent unterhalb des Vorjahreswertes. Im Detail lagen die monatlichen Zahlen im Januar und Februar noch deutlich niedriger. Der März hat mit dem höchsten Anstieg die Zahlen noch ansehnlich aus dem Minus gezogen.
Brexit
Ds Minus kommt nicht von ungefähr und spiegelt die Prognosen für die Zeit nach dem Brexit wieder. Der Export in das Vereinte Königreich fiel um 10,6 Prozent und um gut eine Milliarde Euro. Am meisten betroffen ist der Export von Schweinefleisch (- 116 Mio. Euro) Fleischzubereitungen (- 101 Mio. Euro) und Zigarren und Zigaretten (- 108 Mio. Euro.) Über den Zeitraum von drei Monaten haben sich die Exporte aber monatlich gesteigert.
Der Brexit hat sich mit 1,6 Millionen Euro noch stärker auf der Importseite bemerkbar gemacht und betraf nahezu alle Kategorien, vor allem Spirituosen, Schokolade und Pralinen, tropische Früchte, Nüsse und Gewürze. Aber auch Lebendviehimporte gingen um 70 Millionen Euro zurück. Was den Brexit ausmacht, wurde ebenfalls ersichtlich. Der Umsatzwert stieg durch den Wegfall des Binnenmarktes um 45 Prozent.
Exporte
Die EU hat beim Weizenexport Marktanteile an die Schwarzmeerregion abgeben müssen. Ägypten hat im Vergleich zum Vorjahr 28 Prozent weniger europäischen Weizen bestellt, und damit 168 Millionen weniger Euro in die Kassen gespült. Weniger EU-Produkte waren auch in Japan (Schweinefleisch und Wein), Russland (Ölsaaten, Mais und lebende Pflanzen) sowie in Saudi-Arabien (Exportrestriktionen bei Weizen und Gerste) gefragt. Die Minusbeträge liegen zwischen 136 und 155 Millionen Euro pro Exportland.
Ein Biden-Bonus hat sich nach der Trump-Ära noch nicht eingestellt. Das Quartalsminus liegt bei 23 Millionen Euro und leicht um 0,4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Softdrinks, Wasser, Wein und Bier mussten ein Umsatzminus hinnehmen – zu den Gewinnern zählte der transatlantische Verkauf von Tiernahrung, sowie Suppen und Saucen mit jeweils gut 32 Millionen Euro.
Von Chinas Nachfrage hat im ersten Quartal auch der EU-Agrarhandel profitiert. Über alle Produkte hinweg hat der Export nach China um 914 Millionen Euro und 24 Prozent über dem Vorjahreszeitraum gelegen. Bei Grobgetreide, Raps und Sonnenblumen hätte auch Deutschland profitieren können, wegen der Afrikanischen Schweinepest im deutsch-polnischen Grenzgebiet haben die anderen Schweinefleischexporteure wie Spanien, Dänemark und die Niederlande das Umsatzplus von 360 Millionen Euro unter sich aufgeteilt. Gelitten hat auch der Markt für Babynahrung, den China mittlerweile zunehmend selbst wieder bedient. Nach Weizen verzeichnet diese Kategorie mit einem Rückgang um 278 Millionen Euro und 13 Prozent den zweitgrößten Verlust.
Handelsbilanz
Die Bilanz zwischen Export und Import zeigt sich in einem Anstieg des Handelsüberschusses der EU 27 auf 17,1 Milliarden Euro für das erste Quartal 2021. Das ist ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.
Roland Krieg
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