Marktbeobachtungsstelle Milch

Handel

EU startet Marktbeobachtungsstelle für den Milchsektor

Seit Mittwoch 16:00 Uhr ist die Marktbeobachtungsstelle Milch für die EU aktiv. Sie wurde bereits für die Zeit nach dem 31. März 2015 eingerichtet und will nach Ende der Milchquote dem Sektor helfen, Rahmenbedingungen für den Milchmarkt an die Hand geben.

Quote oder Markt?

Anfang der 1980er Jahre suchte die EU einen Ausweg aus Milchseen und Butterbergen und führte 1984 die Milchquote ein. Danach durfte nur innerhalb einer nationalen und betrieblichen Menge Milch erzeugt werden. Das war erfolgreich: Milchseen und Butterberge nivellierten sich. Die Zeit hat sich geändert. Milch und Molkereiprodukten werden immer mehr nachgefragt und der Sektor freut sich über mittlerweile hohe Preise und stabile Exporte [1]. Den 35. Geburtstag feiert die Milchquote nicht mehr. Die Mengenbeschränkung wird mehrheitlich als Begrenzung für betriebliches Wachstum gesehen. Kritiker hingegen trauern ihr nach, weil sie die entfesselte Kraft der Milchproduktion über negative Preiseffekte die Existenz der Milchbauern gefährdet. Vor allem in den absoluten Grünlandgebieten der Mittelgebirge, die sich für eine Diversifizierung auf den Ackerbau nicht eignen. Die Kritiker waren zumindest insofern erfolgreich, dass die EU mit der Marktbeobachtungsstelle, Milchkrisen wie sie zuletzt 2008 auftraten mindestens frühzeitig erkennen kann.

Daten in Hülle und Fülle

Die Marktbeobachtungsstelle sammelt eine Vielzahl an Daten und will Akteuren im Sektor Hilfe bei Entscheidungen sein. Es geht um Trends in der Milchproduktion, um das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage, Erzeugungskosten und Perspektiven auf europäischen und internationalen Märkten.
EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş
: „Die neue GAP stärkt die Rolle der Interessenträger, indem sie für eine ausgewogene Entwicklung des Milchsektors sorgt. Dafür brauchen wir Datentransparenz und eine präzise Marktanalyse. Der wirkliche Nutzen der Beobachtungsstelle liegt aber in der konstruktiven Auswertung unterschiedlicher Marktanalysen. Dies wird ein unverzichtbares Instrument der Entscheidungsfindung für die Kommission ebenso wie für die Mitgliedstaaten.“

Reicht das Konzept?

2008 fasste die EU den Beschluss, aus der Milchquotenregelung auszusteigen. 2012 wurde die Marktbeobachtungsstelle als einer der wichtigsten Pfeiler des so genannten Milchpaketes vorgeschlagen. Im September 2013 stand das Konzept.
Hintergrund ist die Frage nach Quote oder Markt. Die EU hat sich für private Lagerhaltung und Intervention ausgesprochen, zeichnet sich eine Krise ab. Ferner dürfen die Erzeuger ihre Milch bündeln, um gegenüber den Molkereien eigene Preisvorstellungen durchzusetzen. Die Amtschefkonferenz im Januar hat aber die Bundesregierung aufgefordert, weitere „Leitplanken und ein wirkungsvolles Sicherheitsnetz“ zu spannen. Auf der Agrarministerkonferenz in Cottbus war seit vielen Jahren die Milch kein Thema mehr. Nur beim Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter forderte mehr Sicherungsinstrumente.

Lesestoff:

[1] Hausse auf dem Milchmarkt auch 2014?

Roland Krieg

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