Markthilfe für Milchbauern
Handel
Milchlieferverträge sind jetzt verpflichtend
Am Montag hat der Agrarausschuss des Europäischen
Parlamentes neue Regeln für die Milchbauern beschlossen.
Milchlieferungen müssen nun mit einem Liefervertrag
umgesetzt werden und muss noch vor der ersten Lieferung das Milchentgelt für
die Bauern aufzeigen, das für mindestens ein Jahr gelten soll. Heute werden die
meisten Milchpreise erst nach Lieferung und Vermarktung der Molkereien
festgelegt und resultieren aus ihren Vermarktungserlösen.
Milchmengen und Preise sollen monatlich an eine
Monitoringstelle gemeldet werden, um eine Marktübersicht zu erhalten. Um mehr
Marktmacht gegenüber den Molkereien zu erhalten sollen Milchbauern sich zu
Erzeugerorganisationen zusammenschließen dürfen. Doch damit nicht Kartelle
entstehen, durfte die Milchmenge nicht 33 Prozent der nationalen
Produktionsmenge übersteigen. Dieses Votum des Rates hat der Agrarausschuss im Parlament am Montag
nach oben getrieben. Jetzt darf die Menge der Erzeugerorganisation nicht mehr
als 40 Prozent der nationalen Milchmenge übersteigen. EU-weit dürfen weiterhin
nicht mehr als 3,5 Prozent der Milchmenge gebündelt werden.
EMB: Ja, aber…
Das European Milk Board (EMB) ist mit der Entscheidung
nur teilweise zufrieden. Die Einführung von Lieferverträgen und ein Meldesystem
wertet EMB-Präsident Romuald Schaber als positiv. Problematisch bleibe die
Ausnahmeregelung für Genossenschaften und die unspezifische Preisangabe im
Vertrag, die nur „nebulöse Preisformeln“ ermöglichten.
Die jahrelange Arbeit des EMB spiegele sich teilweise
wider. Das Gesamtergebnis jedoch stelle sich nicht den Herausforderungen des
Milchmarktes. Der EMB plädiert für eine nachfrageorientierte Mengenregelung.
Die Meldung von Preis und Menge tauge durchaus, mehr Transparenz in den Markt
zu bringen, so Schaber. Auch die Aufstockung auf 40 Prozent der nationalen
Bündelungsmenge wertet der EMB positiv. Angesichts der fortschreitenden
Molkereifusionen seien aber die 3,5 Prozent maximale Milchmengenbündelung für
die Bauern auf EU-Ebene ein „harter Riegel“, der ein Verhandeln auf Augenhöhe
ausschließe.
Romuald Schaber kritisiert am meisten, dass die
Genossenschaften von den Regelungen ausgenommen werden. Nach Schaber verhalten
sich große Genossenschaften bereits wie große Molkereien, wo die Bauern kaum
noch Mitbestimmungsrecht haben und auch weiterhin erst nach Wochen der
Milchlieferung wissen, welchen Preis sie für ihr Produkt erhalten.
Vor Wochen hatte Manfred Nüssel, Präsident des
Deutschen Raiffeisenverbandes, sich gegenüber Herd-und-Hof.de geäußert, dass
auch die Genossenschaftsmolkereien einen neuen Molkereigeist bräuchten, der die
Vermarktung professionell voranbringe. Die Bauern produzieren, die Molkereien
vermarkten.