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Preisverleihung Kommunaler Klimaschutz

Täglich verbrennen die Menschen 14 Milliarden Liter Erdöl und verbrauchen so viele Ressourcen, als gäbe es 1,4 Erden. Auch ohne Klimawandel müsste der Verstand sagen, so geht es nicht weiter, sagte Deutschlands bekanntester Wetterfrosch Sven Plöger. Doch die Menschen sind bei der Energiewende zögerlich. Möglicherweise, so Plöger, liegt es daran, dass ein unsichtbares und geruchloses Gas in eine durchsichtige Atmosphäre gepustet wird. Wären Treibhausgase schwarz, wäre schon längst ein Wettbewerb entbrannt, die Luft wieder rein zu machen.
Umso wichtiger sind positive Beispiele, die zeigen, dass es etwas gemacht werden kann. Daher sendet der Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2012“ deutliche Signale zum Mitmachen aus, ergänzte Umweltpsychologin Dr. Minu Hemmati. Am Mittwoch wurden in Berlin insgesamt acht Preise in den drei Kategorien „Kommunaler Klimaschutz in öffentlichen Liegenschaften“, „Kommunale Kooperationsstrategien“ und „Klimaschutz zum Mitmachen“ sowie zweimal der Sonderpreis Green IT vergeben.

Kommunen auf dem Wendeweg

Rund 14.000 Gemeinden und Kommunen gibt es in Deutschland. Im Jahr 2011 haben 1.000 davon beim kommunalen Klimaschutz mitgemacht, in diesem Jahr sind es bereits 2.000 und Anfang 2013 bereits 3.000. Katherina Reiche, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt (BMU), sprach vor Überreichung der Preise schon von einer „Massenbewegung“ des kommunalen Klimaschutzes. Das BMU ist zusammen mit dem Service- und Kompetenzzentrum „Kommunaler Klimaschutz“ beim Deutschen Institut für Urbanistik der Träger des Wettbewerbs.
Deutschland will auf der Ende November in Doha stattfindenden Klimakonferenz weiterhin als Beispiel für ein Industrieland gelten, dass die Energiewende und den Klimaschutz umsetzen kann, so Reiche. Im Vorfeld will sich das BMU mit der EU auf eine Zielsetzung verständigen. Die kommunale Ebene spielt dabei eine wichtige Rolle. Nach Reiche sind Stadtwerke, Bürgerbeteiligungen an Wind- und Solarparks sowie Engagement beim privaten Solarstrom eine Säule der Energiewende. Das BMU unterstützt mit Klimaberatern auch die Gemeinden, die finanzielle eine Wende nicht aus eigener Kraft einleiten können.

Leistungsschau der Ideen

Die Preisträger bieten eine breit gefächerte Leistungsschau der Möglichkeiten und wollen auch gerne kopiert werden. So wird Köln als Preisträger für den energieeffizienten Umbau seines Rechenzentrums in Chorweiler sogar eine Konferenz abhalten, damit andere Gemeinden von den Erfahrungen profitieren können.

Der Kreis Steinfurt hat die Sanierung seiner Technischen Schule eine „Klimawand“ eingebaut. Die dort im Winter angewärmte und im Sommer mit Brunnenwasser vorgekühlte Lust sorgt für einen ständigen „Frischluftsee“, der auch die Konzentrationsfähigkeit der Schüler erhöht.

Der Landkreis St. Wendel im Saarland setzt für das Ziel „Null-Emissions-Landkreis“ bis 2050 auf Kooperation. Die Lenkungsgruppe Klimaschutz, das Zukunfts-Energie-Netzwerk St. Wendel und die Energie-Projekt-Gesellschaft, plant, setzt um und fördert – zusammen mit dem Umweltcampus Birkenfeld auch wissenschaftlich begleitet.

Auf Kooperation setzen auch neun Gemeinden im bayerischen Achental. Ein 2006 gegründeter Biomassehof macht aus Restholz, Hackschnitzel, Pellets, Briketts und Scheitholz. Nebenbei können Kunden auf eine Energieberatung zurückgreifen. In den letzten vier Jahren ist der Anteil der regionalen Bioenergie von neun auf 38 Prozent angestiegen.

In Offenbach gehen derweil Energieberater von Haus zu Haus. Sie bieten Thermografieaufnahmen der Ein- und Zweifamilienhäuser und eine kostenfreie Beratung zur Beseitigung der Schwachstellen an.

Lesestoff:

Alle Projekte: www.kommunaler-klimaschutz.de

Roland Krieg

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