Meeresspiegel oberhalb der Stadt
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Auch Jakarta versinkt im Meer
Nicht nur Venedig versinkt im Meer. Auch die indonesische Hautpstadt Jakarta sinkt jährlich um durchschnittlich 7,5 cm. Schmale Ufermauern halten das Meereswasser vor dem Sturz in die Straßen zurück. Ursache für das Absinken der Millionenmetropole sind illegale Grundwasserbohrungen. Ohne Gegenmaßnahmen wird die Stadt im Jahr 2100 fünf bis sechs Meter tiefer liegen. Dann müsste der Norden der Stadt mit zwei bis drei Millionen Menschen evakuiert werden.
Doch schon zuvor wird es dramatisch, denn 2030 sollen rund 80 Prozent der Stadt unterhalb des Seespiegels liegen und vier Millionen Menschen bedrohen. Eine Umsiedlung der Menschen wird mit 200 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Geschützt wird die Stadt lediglich von der auf dem Bild gezeigten Mauer, die durch Wellenschlag geschädigt wird und 2014 das Wasser nicht mehr zurückhalten konnte. Es lief über.
Die Gefahr kommt auch vom Land. Steigende Flusspegel schädigen Brücken und Kabelverbindungen sowie Häuser. Jakarta muss sich aufwendige Pumpen und tiefe Entwässerungsgräben für die Entfernung des Wassers leisten. Was tun?
Jakarta hat sich für einen „Giant Sea Wall“ vor der Küste entschieden, der mit Hilfe der Niederländer gebaut werden soll. Das Projekt heißt National Capital Integrated Coastal Development (NCICD), kostet rund 50 Milliarden US-Dollar und ist 32 Kilometer lang. Dazu sollen 17 künstliche Inseln aufgeschüttet werden, die mit Wihnungen für 700.000 Menschen bebaut werden.
Gleichzeitig soll aus den 13 Flüssen, die in die Bucht von Jakarta entwässern ein Trinkwasserbecken entstehen und die illegalen Bohrungen ersetzen. Dadurch soll das Versinken der Stadt gestoppt werden.
Bei Umweltschützern ist das Projekt unbeliebt, weil es die maritimen Biotope in der Bucht zerstört. Auf der anderen Seite gilt das Wasser der Bucht als gesundheitsgefährdend, weil es Müll und Abwässer der Metropole ins Meer spült.
Noch komplexer allerdings ist die Planungssicherheit, wie Germany Trade & Invest (gtai) berichtet. Die ausländischen Investoren für die Infrastruktur halten sich bei dem Riesenprojekt zurück. Doch genau ausländisches Kapital soll die Finanzierung des „Giant Sea Walls“ aufbringen. Für deutsche Unternehmen könnte das Projekt interessant sein, weil Wassertechnik, Bau- und Bohrmaschinen sowie das entsprechende Know-how gefragt sind.
Ursprünglich sollte das Projekt erst 2050 fertig gestellt sein. Doch weil es immer wieder zu Überflutungen kommt, soll der Schlussstein bereits im Jahr 2022 gelegt werden.
Lesestoff:
Projektseite mit Imagefilm: http://ncicd.com
Roland Krieg; Screenshots aus dem Imagefilm