Milchgipfel

Handel

Milch: Einzelgespräche vor Rundem Tisch

Heute Nachmittag geht es los. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer lädt zunächst die Milchbauern zu einem Gespräch ein, um die künftige Ausrichtung des Milchmarktes auszuloten. Danach sind Verbände, die Milchindustrie, Molkereien, Handel und die Bundesländer dran. Erst nach der Sondierung in allen Einzelgesprächen soll es einen runden Tisch geben.

Die Quadratur des Kreises
2007 stieg der Milchpreis durch rein marktbedingte Nachfrage weltweit auf Rekordniveau, die Bauern waren zufrieden, aber die Hausse hielt gerade einmal sechs Monate.
Der Lieferboykott 2008 hatte durch Neuverhandlungen höhere Milchpreise erstritten, die Bauern waren zufrieden, aber die Hausse währte nur ein paar Tage, weil die Discounter die Erhöhung schnell wieder auf sieben Cent je kg Milch reduzierten.
Die 1984 von der EU eingeführte Milchquote sicherte den Bauern eine feste Liefermenge. Die Butterberge und Milchseen waren schnell verschwunden. Die EU will die Quotenregelung 2015 auslaufen lassen und neben Deutschland votiert derzeit nur Österreich für den Erhalt der Quote.
Ohne Quote gibt es mehr Markt und weniger Marktordnung, weswegen allseits befürchtet wird, dass der Milchpreis durch maßlose Produktionsausdehnung sinkt und gerade die traditionellen Grünlandgebiete wie die deutschen Mittelgebirge die Milcherzeugung unrentabel machen. Von den rund 110.000 deutschen Milcherzeugern müssten viele aufgeben, das würde das „Höfesterben beschleunigen und den ländlichen Raum belasten.
Die Gretchenfrage wird sein, ob es gelingt, ohne forcierenden Strukturwandel und ohne Mengensteuerung den Milchpreis so hoch zu halten, dass eine grünlandflächendeckende Milcherzeugung rentabel ist?
So löblich der Milchgipfel ist – so deutlich hatte Seehofer nach der Agrarministerkonferenz auch gesagt, dass es darum geht, der Macht des Handels strukturell etwas deutliches entgegenzusetzen. Das hat gestern auch Manfred Nüsse, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, gesagt. Es resultiere aus der Aufgabe einer zunehmenden, von den Molkereien zu leistenden Marktstrukturierung, eine verstärkte Strukturdynamik.
Der Weg der Milchbauern zum Gipfel ist lang: Können sie die Molkereien überzeugen, höhere Preise im Handel durchzusetzen? Könnte sich beim Deutschen Bauernverband nach Hessen und Bayern eine Mehrheit finden, die Bamberger Milchbeschlüsse umzukehren? Welche EU-Mitgliedsländer würden nach dem Milchlieferstreik in der EU für die Erhaltung der Mengenregelung votieren?
Ein kleinen Ausweg gibt es. Gegen Marktordnungsinstrumente als Sicherheitsnetz hat auch die EU nichts. Vielleicht liegt hier der Schlüssel in einer aktiven Mengenregelung, bei der regelmäßig die Produktionsmenge nach Lage der Nachfrage festgelegt wird. Wie in Kanada.

Angebot und Nachfrage balancieren.

Tragen Verbraucher höhere Preise mit?

roRo

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