Milchmarktvisionen 2020

Handel

Dairy unlimited auf der Anuga

AnugaBereits zum zweiten Mal traf sich der Handel während der Anuga in Köln zu einem Perspektivabend. Die wachsende Bedeutung des Milchmarktes könne an der um 50 gestiegenen Anzahl der Aussteller auf nunmehr 367 festgemacht werden, sagte Wolfgang Kranz, Geschäftsführer der Koelnmesse.

Beste Positionen für die Bauern
Mark Voorbergen schätzt für die Rabobank Marktsituationen in berechenbare Risiken ein. Zwei Trends bleiben demnach ungebrochen: Die europäische Agrarreform stellt ihre Marktteilnehmer auf internationalen Wettbewerb um und die Gespräche der Welthandelsorganisation WTO führen zu weiterem Subventionsabbau. Nur in einer Einschätzung hätten sich die Analysten vor zwei Jahren noch geirrt. Sie waren der Meinung, dass das EU-Preisniveau auf das Weltmarktniveau absinken würde. Doch gleicht sich er steigende Weltmarktpreis dem EU-Niveau an. Das haben die Marktbeobachter gelernt. Leere Lager und eine mit 2,6 Prozent wachsende Nachfrage, die das wachsende Angebot in Höhe von 1,5 Prozent permanent aussticht werde die aktuelle Hochpreisphase noch mindestens 16 Monate stabilisieren.
Für die Bauern hätte das auf dem Nachfragemarkt keine weitere Relevanz. Die verarbeitende Industrie hingegen könne sich dadurch nicht mehr auf ein bestimmtes Produkt festlegen. Von Magermilch bis Butter profitiert durch die hohen Rohstoffpreise die gesamte Palette. Hier könnten neue Kooperationen entstehen und die Molkereien sind auf die Loyalität ihrer Milchbauern angewiesen. Neue Beteiligungsstrukturen könnten sich entwickeln.
Höheren Herstellungskosten könne nicht an den Handel weitergegeben werden. Am ungünstigsten stelle sich die Situation für den Handel dar. Auch dieser kann nicht alle höheren Kosten an die Verbraucher weiterreichen und hat bei den Jahresgesprächen über Preise und Mengen die schlechteste Verhandlungsposition. Der Schlüssel zum Milchmarkt ist künftig der Zugang zur Milch.

Weniger Marken im Handel – Handel wird zur Marke
Arla Foods hat bereits begonnen, die Markenvielfalt einzuschränken. Der dänische Konzern fasst verschiedene Marken zu jeweils einer ausgewählten zusammen, die besonders beworben wird, stellte Kim Christensen, Direktor für internationale Märkte, die aktuelle Marktstrategie vor. Diese Marke werde dann Jahr um Jahr mit neuen Produkten, wie beispielsweise einer Light-Version erweitert und in jedem Jahr in einer ausgewählten Geschäftseinheit intensiv beworben – also Schwerpunkte in einzelnen Ländern. Eine der treibenden Kraft dahinter sei die Beobachtung, dass die Menschen in Europa immer weniger Geld für Lebensmittel ausgeben, wenn auch bei Milchprodukten dieser Trend weniger stark ausgeprägt ist.
Dirk Knollmann von Rewe tröstete die Verbraucher. Es wird auch im Jahr 2020 internationale, nationale, regionale und lokale Produkte im Handel geben. Es werden auch weiterhin Sonderaktionen durchgeführt werden und es werden so genannte A-Marken und „Preiseinstiegsmarken“ für die Konsumenten existieren. Anhand des bei München gelegenen Konzeptmarktes in Echterdingen zeigte er allerdings die kleinen Unterschiede, die sich bis 2020 ergeben. Der Anteil an Convenience-Produkten wird steigen. Gleich nach Betreten des Marktes kann der Kunde sich damit versorgen und auf kurzem Weg zur Kasse gelangen, wo erneut Getränke für unterwegs eingekauft werden können. Die Käsetheke werde es immer noch als SB-Bereich und mit Bedienung geben, aber insgesamt werde, vor allem bei Molkereiprodukten, die Vielfalt größer sein. Zwei Marktsegmente hob Knollmann besonders hervor: Den Bereich des erst langsam in Schwung kommenden Chilled Food-Marktes mit gekühlten Fertiggerichten und Produkte mit gesundheitlicher Prophylaxewirkung. Der einfache Quark behält aber weiterhin seinen Platz im Regal.
Erweitert werden die Produktinformationen. Zu Hause werde der Kunde über das Internet die Produktnummer eingeben können und den Bauern, die Kuh und die Weide virtuell besuchen.
Knollmann bestätigte für Rewe den Trend, der seit einiger Zeit in der Branche zu bemerken ist. Der Handel will seine Vertriebslinie als Marke etablieren. Um sich gegenüber den Wettbewerbern zu unterscheiden, wollen sie wie Ikea oder H&M die Kette als Marke beim Kunden etablieren. Erfolgreich ist es, wenn Kunden beispielsweise Aldi-Partys feiern, die allerdings von dem Unternehmen kürzlich in der Schweiz verboten wurden.
Lagen bei den Werbeetats vor zehn Jahren noch Media Markt, C&A und McDonald´s vorne, so führen Lidl und Aldi im letzten Jahr die Liste an. Hier liegen die Etats bei rund 350 und 270 Millionen Euro. Auch Penny auf Platz 8 steht als Discounter unter den ersten zehn, wie Nielsen Media Research zeigt. Internetauftritt, Kundenanschreiben und Zeitungsanzeigen müssen „aus einem Guss“ sein. Das hat Knollmann für seinen Konzern auch versprochen.

roRo

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