Modellprojekt Lastenfahrrad für die letzte Meile

Handel

Fünf Paketdienstleister teilen sich ein Mikro-Depot

Svenja Schulze

Im vergangenen Jahr haben die Paketdienstleister bundesweit rund drei Milliarden Pakete ausgeliefert. Tendenz steigend, prognostiziert Bundesumweltministerin Svenja Schulze am Mittwoch in Berlin. Bevor sich die Paketautos von DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS im Ausliefererstau weiter durch die Straßen Berlins schieben haben sich die fünf zu einem Modellprojekt zusammengeschlossen und liefern demnächst in Prenzlauer Berg die Pakete mit dem Fahrrad aus.

Was so einfach klingt, brauchte zwei Jahre Anlaufzeit und wird zunächst einmal in einem einjährigen Modellprojekt getestet. Grundlage ist das Vorhandensein eines Grundstücks. Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA) stellt zunächst eine 750 Quadratmeter große Brachfläche in der Eberswalder Straße kostenfrei zur Verfügung. Darauf stehen jetzt sieben 20-Fuß-Container, die mit Regalen ausgestattet wurden. Morgens kommen die vorsegmentierten Pakete per LKW auf das Gelände und werden in den Containern „geparkt“. Von hier aus startet dann der Lastenrad-Bote und fährt im Umkreis von fünf Kilometern die Pakete leise und emissionsarm in kleineren Touren aus. Das machen alle Paketdienstleister für ihr Unternehmen parallel. Gemeinsam ist die Nutzung des Geländes, wobei Begehbarkeit, Sicherheit und Zugänglichkeit sowie die möglichen Kosten geteilt werden. Flächen sind knapp in einer Stadt und nicht beliebig verfügbar.

Lastenräder der beteiligten Paketdienste

In einem Jahr wird evaluiert: Was kostet die Segmentierung auf das Mikro-Depot, wie viele Lastradtouren werden am Tag gefahren und wie viele Paketauto-Kilometer werden dadurch eingespart? Kann das Mikro-Depot seine erhoffte große Umweltwirkung entfalten?

KoMoDo heißt das Projekt des Bundesumweltschutzministeriums im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative: Kooperative Nutzung von Mikro-Depots. Deshalb ist auf Bundesebene auch nicht das Verkehrsministerium involviert. Ein Fünftel der Stadtemissionen resultiert aus dem Nutzverkehr. Der Bund sucht nachhaltige Alternativen und will, so Schulze, „die letzte Liefermeile verbessern“. Für die Bundesregierung ist das Modellprojekt ein Baustein in der Verkehrswende.

Regine Günther und Andreas Weber

Doch die gemeinsame Nutzung eines Umschlagplatzes vom LKW auf ein Lastenrad ist in Europa einmalig, betont Berlins Verkehrsministerin Regine Günther (auf dem Foto mit Projektkoordinator Andreas Weber von LogisticNetwork Consulting). In der Metropole ist das gut möglich. Im Umkreis von fünf Kilometer um das Mikro-Depot an der Eberswalder Straße leben rund 800.000 Menschen. In so hoch verdichteten Räumen kann der Umstieg auf das Lastenfahrrad wirtschaftlich sein. Regine Günther will zusammen mit dem Modellprojekt künftig auch das Parken in der zweiten Reihe durch verstärktes Abschleppen eindämmen. Damit sollen nicht nur Verkehrsfluss und Stadtluft verbessert, sondern auch die Lebensqualität in der Stadt erhöht werden.

Hermes Lastenfahrrad

Das Mikro-Depot zeigt die Vielfalt der Lastenräder, die es heute bereits auf dem Markt gibt. Während der DHL-Bote im luftigen Freien sitzt, hat der UPS-Kollege zumindest ein Dach über dem Kopf. Hermes fährt mit einem Auflieger. Eine Abholmöglichkeit von Paketen ist derzeit nicht vorgesehen. Was nicht ausgeliefert werden kann, wird weiterhin beim Nachbarn oder in der nächsten Abholstation abgegeben, sagt Marc Rüffer von der DHL Paket GmbH zu Herd-und-Hof.de. Einen kompletten Austausch der LKW durch Lasträder wird es nicht geben, ergänzt Marc Baumgarte von GLS: Großes Stückgut wird weiterhin mit einem Auto ausgeliefert.

Roland Krieg; Fotos: roRo

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