Molkereien mit Pfiff

Handel

Produktdiversifizierung: Bio macht es vor

Rohmilch ist eine austauschbare Massenware. Weltweit. Die runden Tische der Milchwirtschaft haben im letzten Jahr gezeigt, dass die Molkereien Nachholbedarf haben, ihren Erzeugern neue und innovative Absatzkanäle anzubieten, deren Produkte für die Konsumenten ein unverfälschtes Alleinstellungsmerkmal aufweisen.

Heumilch, Ostjoghurt und Markenvertrauen
Ausgerechnet das flächenstarke Brandenburg kann in diesen Monaten mit besonderen Merkmalen punkten, die weit entfernt von einer Nischenproduktion sind. Auf der Grünen Woche ist zumindest die Heumilch schon zu verkosten – und, so Christin Röpert von der Gläsernen Molkerei, die Käser aus der BMELV-Halle holen morgens ihren Rohstoff aus der Brandenburghalle, um Kindern und Erwachsenen zu zeigen, wie man Käse macht.

Heumilch
Das besondere an der Heumilch ist, das die Kühe im Winter keine Silage zu fressen bekommen. Im Sommer bekommen die Kühe Gras und Kräuter, im Winter Heu. So wie die Bergbauern das schon immer gemacht haben. Vorteile der Heumilch: Sie hat höhere Gehalte an Omega-3-Säuren und konjungierte Linolsäure und weniger Clostridiensporen, die in der Käserei hinderlich sind.
Während Campina in Elsterwerda keinen Markt mehr sieht und ihre Molkerei stilllegt, hat die Gläserne Molkerei am 06. Januar gerade erst geöffnet. Nicht im kleinen Stil, sondern richtig groß. Derzeit werden 20.000 Liter Milch täglich verarbeitet, im Visier sind 36 Millionen Kilogramm Jahreserzeugung. Aktuell gibt es in Brandenburg 25 Millionen Kilo Bio-Milch im Jahr. Die Zahl der Angestellten wird von 27 auf demnächst 45 ansteigen. Die Kapazität ist bereits auf neue Bauern ausgerichtet. 70 Prozent des Spreewaldes werden ökologisch bewirtschaftet und die Mutterkuhhaltung ist ein der tragenden Wirtschaftszweige. Demnächst werden sie nach Münchehofe liefern

Ostjoghurt mit beerigem Impuls
Im Februar eröffnet die Lobetaler Molkerei, die den ersten „Bio-Ostjoghurt“ herstellt. Auch das ist ein wirklich neues Produkt, das am Markt, vor allem in Berlin punkten will. Vom Lobetal soll auch noch ein weiterer Impuls ausgehen: Die Beeren für den Joghurt sollen ebenfalls aus der Region kommen. Ein Produkt, das im Biobereich noch defizitär vorhanden ist. So erwarten die Lobetaler Molkereiexperten eine innovative Sogwirkung auf einen ganz anderen Bereich.

Markensicherung
Wie sicher sich die Biomolkereien sind, zeigt das Ökodorf Brodowin, dass ebenfalls eine eigene Molkerei in Planung hat. Als auch die Preise für Biomilch sanken, machten die Brodowiner die letzte Preisrunde nicht mehr mit und vertrauten auf ihre Kunden, die in der Biomilch ihren Mehrwert finden: Und das Ökodorf behielt recht, so Michael Wimmer von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg zu Herd-und-Hof.de.

Roland Krieg (Text und Foto)

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