MSC schlägt WTO
Handel
Qualität schützt Fische besser als Verordnungen
Zuletzt hat das Marine Stewardship Council (MSC) den deutschen Seelachs zertifiziert. Dr. Peter Oosterveer von der Wageningen Universität in den Niederlanden hält das auch für besser, als Verordnungen über die Welthandelsorganisation (WTO) zu erreichen.
Privatsektor ist dynamischer als Politik
Angesichts der Überfischung gibt es einen weltweiten Bedarf, die Fischbestände zu regulieren. Die Globalisierung macht es allerdings einzelnen Regionen wie der EU schwer, solche Regeln durchzusetzen. Die WTO wäre dafür besser geeignet.
Allerdings verhandelt sie nicht direkt mit der Fischindustrie, sondern indirekt über die Verteilung von Subventionen an die Fischer. Aktuell wird darüber diskutiert, welche Auswirkungen ein Abschaffen der Subventionen auf die Fischer habe. Zumeist wird befürchtet, dass die kleinen Fischer keine Wettbewerbschancen mehr hätten. Die USA und Neuseeland befürworten diesen Schritt, weil finanzielle Unterstützung auch unprofitable Fischereien erhält.
Die Auswirkungen auf den Fischbestand wären wohl positiv – aber, so Dr. Oosterveer, Aspekte der Nachhaltigkeit spielen bei diesen Diskussionen keine Rolle. Letztlich sind die Verhandlungen seit zwei Jahren festgefahren und Subventionen für die Fischerei könnten immer als Spielball für andere Verhandlungspositionen genutzt und eventuell geopfert werden.
Ganz anders das MSC. Vor 11 Jahren sorgte sich Unilever um den Rohstoff für seine Fischstäbchen, und der WWF um die Biodiversität. Das Ergebnis war das MSC als Qualitätsmarke, die sich über die Fangbedingungen von den anderen Marken unterscheidet. Bislang sind mit 3,5 Millionen Tonnen Fisch rund sieben Prozent der Weltfangmenge MSC-zertifiziert. Jetzt wollen alle holländischen Supermärkte, ab 2011 nur noch Fisch verkaufen, der das blaue MSC-Siegel trägt.
MSC hat aber auch Nachteile, beobachtet Dr. Oosterveer: „Die betroffenen Fischprodukte werden hauptsächlich in den reichen Ländern der nördlichen Hemisphäre verkauft. Das liegt daran, das MSC direkt mit den Fischern, Händlern und Verarbeitern verhandelt. Das setzt Indikatoren für die Nachhaltigkeit und ein Management der Wertschöpfungskette voraus, was es in dieser Form in Entwicklungsländern nicht gibt.“ Manche Shrimps-Farmer in Südostasien haben MSC-zertifizierte Ware, produzieren jedoch unter armseligen Verhältnissen. Trotzdem, so das Fazit des Umweltpolitikers, die Herangehensweise von MSC ist wesentlich dynamischer als die der WTO.
Lesestoff:
Oosterveer P, Governing global fish provisioning: Ownership and management of marine resources, Ocean & Coastal Management: Volume 51, Issue 12, Pages 779-862 (December 08)
roRo