Müller in Brasilien

Handel

Regenwald und Mercosur

Rund eine Woche lang hält sich Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in Brasilien auf. Vor seiner Abreise am Sonntag sagte Müller: „Brasilien ist ein entscheidender Partner, wenn es um Klimaschutz geht. Der Amazonas-Regenwald, größer als die gesamte Europäische Union, ist die Lunge unseres Planeten. Auch dank unserer Unterstützung sind 1,6 Millionen Quadratkilometer Tropenwald unter Schutz gestellt worden – das entspricht der viereinhalbfachen Fläche Deutschlands! Wir wollen unsere Schutzprojekte fortsetzen und weiter verstärken. Deshalb werde ich mich in den Gesprächen mit der brasilianischen Regierung dafür einsetzen, den Kampf gegen illegale Abholzung und Brandrodung konsequent auszubauen und den von uns unterstützten Amazonas-Fonds wieder handlungsfähig zu machen. Im Mittelpunkt allen Handelns müssen dabei immer die Menschen stehen, die vor Ort leben. Wir brauchen für den Waldschutz gerade die indigene Bevölkerung – und sie sind es auch, die vom Waldschutz unmittelbar profitieren sollen.“

Mit Indigenengruppen und Nichtregierungsorganisationen wird sich Müller genauso treffen wie mit Regierungsvertretern. Beim Thema Klima steht Müller vor einer schweren Aufgabe. Der neue Präsident Jair Bolsonaro sieht im brasilianischen Regenwald eine rein nationale Ressource und wendet sich gegen die Pariser Umweltziele. Das G20-Treffen in Japan allerdings hat in der vergangenen Woche die USA als Treiber der Umkehrbarkeit der Pariser Ziele isoliert halten können.

Zudem hat die EU-Kommission sich mit Brasilien auf den Mercosur-Vertrag geeinigt. Für Brasilien kann das ein Ausbau der Handelsbeziehungen zugunsten der eigenen Landwirtschaft nach Europa bedeuten. Müller will bremsen: „Speziell bei Soja sollten wir auf eine Zertifizierung der Importe drängen. Es darf kein Soja nach Europa gelangen, für das Tropenwald illegal gerodet wurde. Regenwälder und Ozeane sind die größten CO2-Speicher des Planeten. Aber schon heute entfallen 12 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen alleine auf die Zerstörung von Regenwald. Das ist sechsmal so viel wie Deutschland insgesamt an Kohlendioxid freisetzt. Wer das Klima retten will, der muss den Regenwald retten und seine Zerstörung stoppen!“

Rückenwind hat Müller aus Frankeich bekommen. „Frankreich ist derzeit nicht bereit, das Abkommen zu ratifizieren“, sagte die Regierungssprecherin letzte Woche. Dabei geht es nicht nur um die Abholzung des Regenwaldes, sondern auch um den Schutz französischer Rinderhalter, die sich gegen mögliche Rindfleischimporte vom Amazonas wappnen müssen. Irland, Polen und Belgien stehen lautlos hinter der Pariser Weigerung.

roRo; VLE

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