Nachhaltige Lebensmittel-Transporte
Handel
Logistik gehört zur Nachhaltigkeit dazu
Oft wird die Logistik beim Wunsch, nachhaltige Lebensmittel zu produzieren, vergessen. Die täglich gebrauchten Produkte können nicht alle im Hofladen gekauft werden. Frischware muss zudem gekühlt werden, damit sie auch genussfähig beim Kunden ankommt. Die Nagel-Group beispielsweise deckt das gesamte Temperaturspektrum für Transporte von minus 18 bis plus 21 Grad Celsius ab. Allein die Kühlhäuser sind ein großer Schatz an Möglichkeiten für Umwelt- und Energieeffizienz, berichtet die aktuelle „frischelogistik“.
Stromsparende LEDs sowie energieeffiziente Isolier- und Baustoffe sind für den Logistiker schon länger Standard. Im Bochumer Frischezentrum fiel im September 2020 im Beisein von Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart der Startschuss für den Bau von 8.000 Solarmodulen, die mit ihren zwei Millionen Kilowattstunden pro Jahr täglich mehr als drei Tonnen Kohlendioxid einsparen.
Die Logistik ist nach Peter Jockenhövel der Nachhaltigkeitsfaden zwischen Erzeugung, Produktion und Kunden. Realistischer für den Manager der Nagel-Nachhaltigkeit sind derzeit eher „Null Leerfahrten“ als „Null Emissionen“. Dazu investiert das Unternehmen in effiziente Tourenplanung, Doppelstock- und Mehrkammer-Lkw mit optimaler Ladeauslastung und verschiedenen Temperaturkammern.
Die Fahrer müssen nicht nur die neue Logistik erlernen, sondern bekommen in der unternehmenseigenen Fahrschule auch noch das nötige Feingefühl für das Gaspedal mit, um die 40-Tonner vorausschauend und energiesparend zu fahren.
Die Lkw selbst stehen auch bei der Umsetzung im Fokus. Vollelektrisch oder mit LNG fahren einige bereits. Neu sind Solarpanels auf dem Dach, die Telematik und Kühlung mit Strom versorgen. Und das europaweit. Für das Absenken der Kohlendioxidemissionen um mehr als 20 Prozent pro Tonne hat das Unternehmen die Auszeichnung „Lean & Green 1st Star“ von GS1 Germany erhalten.
Gigaton Challenge
Thermo King stellt temperaturgeführte Anhänger, Container und Eisenbahnwaggons her. Technikleiter Bernd Lipp stellt in der „frischelogistik“ die Gigaton Challenge des Mutterkonzerns Trane Technologies vor, die an Kohlendioxid-Emissionen firmenweit bis 2030 eingespart werden sollen. Das ist nach Lipp die Gesamtemission von Großbritannien, Frankreich und Italien zusammen. Für das ehrgeizige Ziel hat das Unternehmen bereits die eigenen Ziele übererfüllt. Die Einsparung der Treibhausgasemissionen um die Hälfte bis 2020 wurde bereits 2018 erreicht und die Reduzierung um 35 Prozent in den Werken wurde mit 45 Prozent ebenfalls 2018 erfüllt.
Für die Weiterentwicklung hat Thermo King 2015 die Firma Frigoblock mit ihrem elektrischen Kühlgeräteportfolio übernommen und in Essen ein Kompetenzzentrum aufgebaut. Noch vor 2030 soll eine neue Generation an vollelektrischen Trailer-Kälteaggregaten auf den Markt kommen. Neu ist die Zusammenarbeit mit einem Achshersteller, für einen Achs-Generator, der erzeugte Elektrizität in die Batterie für das Kühlaggregat einspeist. Die Marktreife soll 2022 erreicht sein. Lipp erklärt im Interview was dafür wegfällt: Ein Trailer-Kühlaggregat verbraucht zweieinhalb Liter Diesel pro Stunde. Sie laufen zwischen 1.000 und 4.000 Stunden im Jahr. Die Kurzstrecke wird bis 2030 auf der letzten Meile nahezu Dieselfrei.
Generatorachse von Carrier Transicold
Der Carrier Transicold ist mit dem Achsgenerator ein bisschen schneller und hat Mitte Oktober das erste Komplett autonome, vollelektrische Kühlanhängersystem auf den Markt gebracht. Der Generator wandelt die kinetische Energie in elektrischen Strom für die Batterie für das Kühlaggregat um. Das System erzeugt weder direkte Kohlenstoffdioxid- noch Partikel-Emissionen und wird von einem System überwacht, damit die Batterie nicht leerfällt. Beim Parken des Containers dauert eine Vollaufladung gerade einmal vier Stunden. Batterie und Achsgenerator sind zusammen sogar noch leichter als das herkömmliche Dieselaggregat mit Dieseltreibstoff.
Roland Krieg; Fotos: Nagel Group / Andre Zelck; Thermo King
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