Nachhaltigkeitsstrategien im Biomarkt
Handel
Nachhaltigkeitsstrategien im Biomarkt
Zum zweiten Mal gibt es auf der Anuga eine eigene Anuga Organic, auf der mehr als 280 Unternehmen ihre Produkte vorstellen. Weltweit beträgt der Umsatz für Bioprodukte 46 Milliarden US-Dollar und ökologischer Landbau wird auf mehr als 1,5 Millionen Hektar Land betrieben. Doch Bio ist längst nicht nur Bio als alternative Landbewirtschaftungsform. Doch dass muss den Verbrauchern immer noch erklärt werden, forderte Prof. Dr. Ulrike Detmers, Produktmanagerin von Mestemacher und Wirtschaftsprofessorin. Die Menschen haben ein hohes Bedürfnis nach einem sorgenfreien Leben, folgen zunächst dem Eigenwohl, sorgen sich dann um das ihrer Familie und letztlich um das aller Menschen. Der Begriff der Nachhaltigkeit erfüllt diese Sehnsucht und definiert „Bio“ in einen größeren Zusammenhang: Bodenfruchtbarkeit, Nährstoffintensität, artgerechte Tierhaltung, Umweltsicherheit, Schaffung von Arbeitsplätzen und weitere soziale Komponenten. Doch darüber seien die meisten Konsumenten nicht ausreichend informiert und definieren Bio viel enger.
Prof. Detmers hat auf der Anuga sieben Postulate für eine Nachhaltigkeitsstrategie formuliert:
Zunächst muss die Lobbyarbeit deutlich effizienter werden. Die Solarbranche und auch die Agrochemie machten es vor, wenn ihr Einfluss bis auf die politische Festsetzung von Fördersätzen gehe. Die Biobranche sei aber noch zu heterogen, als dass sie mit einer Stimme spreche. Dem Verbraucher müsse zur Identifikation das Nachhaltigkeitsziel aus einer Mischung von „Nachdruck und Glamour“ nahe gebracht werden. Doch der Biobranche fehle es meist an Zeit, sie sich entsprechend aufzustellen.
Die Branche müsse auch halten, was sie auf der Verpackung verspreche. Wenn die Produkte bei der Stiftung Warentest oft nur mit „ausreichend“ bewertet würden, gäbe es offenbar Nachholbedarf. Auch wenn die Nährstoffdichten sich nur wenig von konventionellen Produkten unterscheiden, so müsse die Branche verstärkt darauf hinweisen, dass ihre Waren frei von Schwermetallen und Pestizidrückständen sind.
Um mehr Konsumenten von Bioprodukten zu überzeugen, müsse der Handel mehr Innovationen im Convenience-Bereich umsetzen. Nur „Doubletten des konventionellen Handels“ herzustellen, reiche nicht aus.
Die Branche sei noch zu vereinzelt. Es müssten mehr Wertschöpfungspartnerschaften geschaffen werden. Die Hofpfisterei in München beispielsweise arbeite mit Vertragslandwirten und einer Getreidemühle fest zusammen.
Nicht verschließe dürfe sich die Branche mit wichtigen „Akteuren der Demokratie“ wie Nichtregierungsorganisationen und Verbraucherzentralen. Auch wenn manche als marktschreierisch gelten.
Die Branche müsse die Verwendung erneuerbarer Energien deutlicher herausstellen und nicht zuletzt machte Prof. Detmers auf eine Differenz aufmerksam: Die meisten Biokonsumenten sind weiblich, doch die Toppositionen in der Biobranche ist meist mit Männern besetzt: „das ist nicht zeitgemäß“, so Detmers.
roRo