Nahrungsmittel- und Wasserkrisen 2010

Handel

„Globale Erwärmung erhöht die Risiken“

Der weltgrößte Versicherungsmakler für die Industrie, Aon, veröffentlicht einmal im Jahr eine Weltkarte mit den Versicherungsrisiken. Am Mittwoch hat Aon die neue „Risikokarte“ vorgestellt und erstmals Indizes zur weltweiten Nahrungsmittel-, Agrarprodukt- und Wasserversorgung hinzugenommen. Frederik Köncke, Leiter des Krisenmanagements: „Da die globale Erwärmung die regionalen Klimaverhältnisse und Wetterbedingungen ändert und die Nachfrage nach Biokraftstoffen in die Höhe treibt, steht die Welt nie da gewesenen Nahrungsmittel- und Wasserrisiken gegenüber.“
Hintergrund der Aufnahme agrarischer Indizes ist die hinter dem Bevölkerungswachstum hinkende Nahrungsproduktion sowie die durch die gestiegenen Nahrungsmittelpreise ausgelösten geopolitischen Unruhen in Haiti, Indien oder Kambodscha.

Risiko Kakao
Zur Analyse der globalen Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit hat Aon in Zusammenarbeit mit der internationalen Beratungsfirma Oxford Analytica zwei zukunftsgerichtete Indizes entwickelt. Diese Indizes wurden auf die 30 Länder mit dem höchsten Risiko angewandt - das heißt, auf jene Länder, die mittel- und langfristig potenziell den schlimmsten Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheiten gegenüberstehen. Dabei handelt es sich durchweg um Entwicklungsländer, hauptsächlich in Afrika.
Agrarprodukte wurden von der Versorgerseite aus gesehen. So wurde die Gefahr eines Lieferengpasses berechnet, der die Preise in die Höhe treibt. Nach Köncke steht Kakao an der Spitze des Commodity Supply Index 2010, da 75 Prozent der gesamten Produktion nur auf vier Länder verteilt ist. „Zu den Bedrohungen für die Kakaoversorgung gehören politische Instabilität, Naturkatastrophen und die Unsicherheit der Wasserversorgung.“

Aon hat das politische Risiko von 209 Ländern und Territorien bewertet und erfasste dafür folgende Risiken: Risiko der Nichtkonvertierbarkeit und des Transfers von Währungen, Streiks, Aufstände und zivile Unruhen, Krieg, Terrorismus, Nichtzahlung von Staaten, politische Einflussnahme, Unterbrechungen von Lieferketten sowie rechtliche und regulatorische Risiken. Das Risiko wurde länderweise als gering, mittelgering, mittel, mittelhoch, hoch oder sehr hoch eingestuft.

Langfristige und kurzfristige Probleme
Beurteilungen, wie die über Kakao sind eher als „Frühwarnsystem“ gedacht, so Köncke. Es gebe dringendere Probleme. Länder, die nicht mehr genug eigene Nahrungsmittel herstellen können, haben in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch kein Geld, Nahrungsmittel zu importieren. „Dies übt Druck auf das soziale Gleichgewicht eines Landes aus und kann zu geopolitischen Ereignissen führen, wie wir sie 2007/2008 beobachtet haben“, so der Krisenspezialist. Aber auch die Aussicht auf eine wirtschaftliche Erholung berge Risiken. Eine ansteigende Nachfrage nach Nahrung und Wasser, würde es angesichts der aktuellen Knappheit zu größeren Lieferengpässen führen.

Auf- und abgestuft
Gesunken ist das Risiko in den folgenden Ländern: Albanien, Myanmar, Hongkong, Kolumbien, Südafrika, Sri Lanka, Ost-Timor, Vanuatu und Vietnam.
Gestiegen ist es in: Algerien, Argentinien, El Salvador, Äquatorialguinea, Ghana, Honduras, Kasachstan, Lettland, Madagaskar, Mauretanien, Philippinen, Puerto Rico, Seychellen, Sudan, Vereinigte Arabische Emirate, Ukraine, Venezuela und Jemen

roRo; Grafik: Aon

Zurück