Netzentgelte sind intransparent

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Überhöhte Netzentgelte treiben die Strompreise

Jeder Strom braucht eine Leitung. Rund zwei Millionen Kilometer Stromleitungen gibt es in Deutschland, deren Bau und Wartung sowie Betrieb von Netzbetreibern in Rechnung gestellt werden. Daraus resultieren die Netzentgeltgebühren, die einen hohen Anteil am Strompreis ausmachen, wie die Grafik der Bundesnetzagentur aufzeichnet. Die Leitungen sorgen am Ende für die Sicherheit der Stromversorgung und haben 2014 beim Verbraucher rund 5,87 Cent je kWh ausgemacht.

Offensichtlich machen die Netzbetreiber unter dem Deckmantel des Betriebsgeheimnisses Kasse. Die Bundesnetzagentur kritisiert heute Abend in der Wirtschaftssendung Wiso im ZDF ab 19:25 Uhr: „Es gibt einen allgemeinen Verdacht, dass Erlösobergrenzen überhöht sein könnten“, sagt Pressesprecher Fiete Wulff. Die Bundesnetzagentur könne aber die Kontrolle der Kostendaten der Netzbetreiber aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlichen, da diese Daten von den Unternehmen als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse deklariert würden.

In der Summe zahlen die deutschen Konsumenten jährlich rund 18 Milliarden Euro an Netzentgelten an die natürlichen Monopolisten [1]. Es könnte eine Milliarde weniger sein, rechnet die Bundesnetzagentur vor. Die Netzentgelte sind der zweitgrößte Preistreiber des Strompreises. Die rund 800 Netzbetreiber in Deutschland haben für dieses Jahr bereits eine weitere Erhöhung angekündigt. Transparenz ist nur über den rechtlichen Weg möglich. Fiete Wulff: „Wir setzen uns hier für eine gesetzliche Klarstellung ein.“

EEG-Umlage wird penibel berechnet

Eine Milliarde Euro geringeres Netzentgelt sind auf die Verbraucher verteilt nicht viel. Doch bei den Überlegungen der Netzbetreiber zur EEG-Umlage 2016 wird genauer gerechnet. Witterungsbedingt sind die Einspeisungen von Windenergie- und Sonnenkraftanlagen nicht genau vorhersehbar und aus dem Bereich der neuen Energien erst durch Biomasse abzufedern. Die EEG-Umlage resultiert unter anderem aus der Bilanz des EEG-Kontos zwischen Einnahmen und Ausgaben und wird für 2016 mit einer Vorhersageunsicherheit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro angegeben. Ordentlich berechnete Netzentgelte könnten die Unsicherheit um die Hälfte reduzieren.

Für Unsicherheit sorgt auch die Prognose des Börsenstroms 2016. Die Netzbetreiber gehen von 7 Euro je MWh aus, was sich einer Unsicherheit in Höhe von einer Milliarde Euro summiert.

„Zusammengefasst ergibt sich alleine aus Schwankungen beim Wetter und beim Börsenstrom ein Unsicherheitsbereich von rund 3 Mrd. Euro für das EEG-Konto bzw. von fast 1 ct/kWh für die EEG-Umlage für das jeweils folgende Jahr“. So steht es in der Unterrichtung der Bundesregierung zur Prognose der mittelfristigen Entwicklung der EEG-Umlage. Was hier peinlich genau berechnet wird, findet in einem anderen Kostensegment zugunsten der Netzbetreiber nur grobe Rechenkunst.

Lesestoff:

[1] Monopole erzielen höhere Preise als Anbieter in einem Wettbewerb. Die Wirtschaft kennt „natürliche Monopole“ wie Strom- und Gasnetze, aber auch das Schienennetz oder der Teilnehmeranschluss in der Kommunikationsinfrastruktur. Bei diesen Engpässen kann ein neu auf den Markt kommender Anbieter nicht oder nicht in angemessenem Aufwand eine vergleichbare Leistung sicher stellen. Ein zweiter Netzbetreiber wird nicht eine parallel verlaufende Stromtrasse aufbauen, nur damit es zu einem Wettbewerb kommt. Die Wettbewerbskontrolle in so einem Marktsegment gilt als schwierig.

Roland Krieg; Foto: roRo; Grafik: Bundesnetzagentur

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