Neue IPCC-Warnung

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Klimawandel ist klar und unmissverständlich

Am Sonntag hat das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in Kopenhagen seinen aktuellen Synthesebericht über den Klimawandel vorgestellt. Er ist nicht überraschend: „Der Einfluss des menschlichen Verhaltens auf das Klima ist eindeutig und wächst mit Auswirkungen, die auf allen Kontinenten zu erkennen sind. Bleibt er unbeachtet, wird er für Menschen und Ökosysteme ernsthafte, dauerhafte und nicht mehr rückgängig zu machende Auswirkungen haben. Dennoch gibt es Optionen für eine Anpassung an ein besseres Klima, das eine nachhaltige Zukunft sicher stellt.“

Der Synthesebericht fasst die Arbeit des IPCC der letzten 13 Monate zusammen. Seit den 1950er Jahren haben sich Atmosphäre und Weltmeere erwärmt, berichtet Thomas Stocker, Vizevorsitzender der zweiten Arbeitsgruppe. Schnee und Eis sind deutlich verringert, der Meeresspiegel bereits erhöht und seit 800.000 Jahren nicht mehr so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre.

Trotz aller schlechten Nachrichten, gibt der Bericht aber auch Hoffung. „Der Übergang zu einer CO2-armen Ökonomie ist immer noch möglich“, sagt Youba Sokona, Vizedirektor der 3. IPCC-Arbeitsgruppe. Für die Umsetzung fehlt jedoch immer noch eine Rahmen gebende Politik und Institution. Und Warnungen aus der Ökonomie hält der IPCC-Bericht entgegen, dass die Umstellung nicht mehr als 0,06 Prozent Wirtschaftswachstum kosten werde.

Deutschland ein „Klimaschutz-Labor“

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erklärt: „Der Bericht ist alarmierend und ermutigend zugleich.“ An den Ursachen des Klimawandels gebe es keinen Zweifel mehr, aber die Menschheit kenne die „Werkzeuge, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen“. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka fühlt sich angespornt, „dass wir gerade durch Forschung unser Klima positiv beeinflussen können.“

Beide Ministerinnen sehen Deutschland als „weltweit führendes Klimaschutz-Labor“. Mit der Energiewende und technologischen Fortschritten in der Automatentechnologie. So verbrauchen neue Fahrkartenautomaten nur noch die Hälfte an Energie.

Raus aus der Kohle

Germanwatch nutzt den Bericht, um erneut den Ausstieg aus der Kohlepolitik zu fordern. „Wir brauchen jetzt den Einstieg in den Kohleausstieg, wenn wir unsere Klimaziele für 2020 noch schaffen wollen“, kommentiert Christoph Bals, politischer Geschäftsführer. Einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um vier Grad werde die Welternährung in vielen Weltregionen vor kaum noch zu bewältigende Probleme stellen. Deutschland müsse seine Vorbildfunktion untermalen und am 03. Dezember ein Klimaschutzprogramm im Kabinett beschließen, das die Klimaziele 2020 auch erreicht. Um eine mögliche Lücke von 40 Prozent zu vermeiden, müsse jetzt die Kohleverstromung zurückgefahren werden.

Prof. Hubert Weiger, Präsident des BUND, sieht in dem IPCC-Bericht auch einen Handlungsauftrag an die Bundesregierung: „Eine verantwortliche Politik zum Schutz unserer Lebensgrundlagen erfordert die grundlegende Umstrukturierung unseres Energiesystems, fort von nuklearer und fossilen, hin zu erneuerbaren Energien.“ „Als Sofortmaßnahme ist es nötig, zehn Gigawatt an überflüssigen Kohlekraftwerken vom Markt zu nehmen“, so Weiger weiter. Das wäre ein Signal an alle Politik- und Gesellschaftsbereiche. Er spricht Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel direkt an, der wegen der Überkapazitäten beim Ökostrom alte, fossile Kraftwerke schließen will.

Anpassung Lebensstil

Care Deutschland unterstreicht, dass eine Anpassung an den Klimawandel auch eine individuelle Dimension hat. Jeder einzelne kann etwas für die Minderung der negativen Klimaeffekte tun: „Die Analysen des IPCC zeigen auch, dass Verhalten, Lebensstil und Kultur einen beachtlichen Einfluss auf Energieverbrauch und damit verbundene Emissionen haben“, sagte Sven Harmeling, klimapolitischer Koordinator bei Care. „Emissionen können wesentlich gesenkt werden, indem wir unser Konsumverhalten verändern, Energiesparmaßnahmen umsetzen, unsere Ernährung anpassen und weniger Lebensmittel verschwenden.“

Arbeitsplatz Klimawandel

Europas öffentlich-private Technologie-Partnerschaft im Bereich des Klimawandels, Climate-KIC, nutzt die Gelegenheit, auf die Chancen für Beschäftigung im Klimabereich hinzuweisen. Es müsse mehr Pläne umgesetzt werden, sagte Geschäftsführer Bertrand van Ee. Das europäische Klimaziel, die Kohlendioxidemissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent zu senken, ist nicht mehr als ein Teil der Lösung. Die Welt brauche eine konzertierte Aktion. Climate-KIC hilft Firmen und Erfindern neuer Technologien ihre Potenziale auszuschöpfen. Schwerpunkt der Startup-Plattform ist die Stadt: Gebäudebau, Emissionsüberwachung und nachhaltige Stadtinfrastrukturen sind die Schwerpunkte.

Lesestoff:

Den Synthesebericht finden Sie unter www.ipcc.ch

www.climate-kic.org

Roland Krieg, VLE

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