Neues Kaffeepreis-Modell von Ökotopia
Handel
Der Bohne Wert: Ökotopia hat ein neues Preismodell
Viele haben schon bemerkt, dass ihr morgendlicher Muntermacher
teurer geworden ist. Angesichts der explodierenden Kaffeekurse auf dem
Weltmarkt informiert der Berliner Kaffee- und Tee-Importeur Ökotopia über seine
neuen Preise und legt seine Kalkulation offen. Ökotopia hat, wie viele andere
auch, seine Kaffeepreise erhöht. Warum? Die Firma steht für eine
Unternehmensphilosophie, die auf fairen, auf Langfristigkeit angelegten
Partnerschaften beruht. Kaffee bezieht Ökotopia von Kleinbauern in El Salvador,
Nicaragua und Mexiko. Die Berliner geben den in Kooperativen
zusammengeschlossenen Erzeugern auch in turbulenten Weltmarktphasen planerische
und finanzielle Sicherheit.
Jahresverträge, Preisgarantien und Vorfinanzierung
Ökotopia übernimmt für seine Partner in Mittelamerika einen
Großteil des unternehmerischen Risikos. Das fängt damit an, dass das
Unternehmen Jahresverträge abschließt. Damit garantiert der Importeur, die
nächste Kaffee-Ernte abzunehmen. Die Erzeuger erhalten für ihre Bohnen einen
Festpreis, der sich am Weltmarktpreis orientiert. Dieser Festpreis liegt über
dem von der Fair Trade Labelling Organization (FLO) als Standard gesetzten
Mindestpreis. Egal, ob der Weltmarktpreis seit Vertragsabschluss gestiegen oder
gefallen ist: Wenn die Bauern ihre Kaffeebohnen liefern, profitieren sie auf
jeden Fall. Liegt der aktuelle Kurs unter dem vereinbarten Festpreis, zahlt
Ökotopia trotzdem den alten, höheren Weltmarktpreis. Wird Kaffee inzwischen
höher gehandelt, entrichtet der Importeur den gestiegenen Wert.
Ökotopia zahlt seinen Partnern bis zu 60 Prozent des
vereinbarten Preises bereits vor Lieferung aus. In ihren Ländern würden die
Kleinbauern keine Kredite erhalten. Dank der Vorfinanzierung können sie
Erntehelfer anstellen und die Verarbeitung der Kaffeebohnen finanzieren.
Höhere Prämien für Ökolandbau, fairen Handel und lokale Infrastruktur
Zusätzlich zum beschriebenen Festpreis zahlt Ökotopia Aufschläge für Sonderleistungen. Diese Boni hat das Unternehmen jetzt erhöht: Die Erzeuger erhalten 30 Eurocent pro Kilo extra für Bio-Anbau, 20 Cent für fairen Handel und 5 Cent zur Förderung lokaler Strukturen in den Anbauländern. Dass Ökotopia sich damit von konventionellen Kaffeeanbietern unterscheidet, liegt auf der Hand. Doch selbst von seinen Mitbewerben aus der Naturkostbranche setzt sich das Unternehmen mit dieser Preisgestaltung positiv ab.
Weltmarkt in Bewegung: Wie der Kaffeepreis zustande
kommt
Der Weltmarktpreis für Kaffee hat seinen vorläufigen Höchststand erreicht – er ist im Vergleich zum Vorjahr um 75 Prozent gestiegen. Kaffee ist das bedeutendste Agrargut im globalen Süd-Nord Handel. Viele Faktoren beeinflussen seinen Preis. Einige davon spielen derzeit zusammen: Die Nachfrage nach Fair gehandeltem Biokaffee ist gestiegen, während sich gleichzeitig der Eigenbedarf in den Anbauländern erhöhte. Der Klimawandel macht sich verstärkt bemerkbar. Ernteausfälle durch extreme Regenfälle oder anhaltende Trockenheit haben 2010 das Angebot an Kaffeebohnen stark reduziert. Außerdem haben sich aufgrund der steigenden Ölpreise die Transport- und Verarbeitungskosten auf den lokalen Märkten ständig erhöht.
Ökotopia kompensiert Preissteigerungen nicht durch Lohndumping
Ökotopia lässt Preissteigerungen auf dem Weltmarkt natürlich nicht seine Partner-Kooperativen in Mexiko, El Salvador und Nicaragua tragen. Sondern gibt sie mit Bedauern, aber auch mit guten Gründen an seine Kunden weiter. Für Verbraucher kostet Ökotopia-Kaffee jetzt ein bis zwei Eurocent mehr pro Tasse. Für einen Kaffeegenuss mit gutem Gewissen – auch weiterhin.
Christine Kluziak, Ökotopia GmbH; Fotos: Bernd Hashagen: Kaffeebohnen reif zur Ernte. Ernte in Nicaragua San Juan de Rio Cocco