Neues zum Klimawandel?

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Das Kohlendioxidbudget wird weiter strapaziert

Das globale Kohlenstoff Projekt hat in seinem neuesten Bericht zur UN-Vollversammlung in New York, die im Vorfeld ein Klimavorbereitungstreffen für die Klimakonferenz in Lima aufwies, den aktuellen Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid veröffentlicht. Demzufolge haben die Emissionen von Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen und der Zementproduktion mit 36 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr 2013 einen neuen Rekordwert erzielt. Für das Jahr 2014 wird ein weiterer Anstieg von 2,5 Prozent prognostiziert.

Erwartungen gegen Realitäten

Der New Yorker Klimagipfel stellt nach Ansicht des Koautors Nebojsa Nakicenovic vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA in Österreich) eine wichtige Weichenstellung dar. Vor Lima im Dezember und Paris 2015 als letzte Vertragsstaatenkonferenz für ein neues Klimaprotokoll erwartet Nakicenovic aus New York einen Weckruf für alle Regierungschefs.

Erwartungen an Klimakonferenzen sind nicht neu. Nakicenovic weist deshalb auch auf die detaillierte Analyse des Berichtes hin, der die eklatante Kluft zwischen wissenschaftlicher Evidenz, politischem Kurs und realer Treibhausgasreduzierung beschreibt [1]. Um das Zwei-Grad-Ziel der Erwärmung für die noch beherrschbaren Klimaeffekte zu erreichen, muss die Weltgemeinschaft die künftigen Treibhausgase auf 1.200 Milliarden Tonnen Kohlendioxid begrenzen. Das wäre bereits in 30 Jahren erreicht.

Solche Berechnungen sind mit Unsicherheitsfaktoren versehen. Die Entwicklung der Biomassenutzung ist noch immer offen und neue Technologien wie das Auffangen und Aufbewahren von Kohlendioxid stecken noch immer in den Kinderschuhen. Sabine Fuss vom Mercator-Forschungsinstitut spricht sich für Pilotanlagen der CCS-Technologie aus, um mögliche Skalierungen auf Industriemaßstab zu erhalten.

Waldschutz

Eine der Strategien zur Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Klimas ist der Waldschutz. Umweltministerin Barbara Hendricks hat am Dienstag zusammen mit Norwegen und Peru eine Partnerschaft zur Sicherung des peruanischen Waldes unterzeichnet.

New York

Im Vorfeld gab es einen Disput, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht nach New York reist. Das Klimatreffen ist zwar kein offizieller Zwischenstopp vor Lima und Paris, doch sind 120 Regierungschefs angereist. Sie wollen mit Nichtregierungsorganisationen den Weg zu einem Pariser Klimaprotokoll besprechen. Vier EU-Kommissare sind nicht nur wegen des Klimagipfels in New York: Ebola, nachhaltige Energie und Friedenssicherung stehen ebenfalls auf der UN-Agenda.

Der Gipfel, der schläft?

Seit 2009 belaufen sich die Klimaschäden nach Berechnungen von Oxfam auf 460 Milliarden Dollar. Mehr als 650 Millionen Menschen sind seit dem Kopenhagener Klimagipfel von Wetterextremen des Klimawandels betroffen.

Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig kommentiert: „Der Gipfel allein wird den Planeten nicht retten, aber er muss ein eindeutiges Signal in die Welt senden, dass die Trendwende beim weltweiten Klimaschutz vor der Tür steht und der Ausstoß von Treibhausgasen langfristig auf Null sinken wird. Der Klimawandel beeinträchtigt schon jetzt die weltweiten Ernten, zerstört Lebensgrundlagen und treibt die Menschen in die Armut, dabei sind die Lösungen greifbar, die erneuerbaren Energien werden immer günstiger, und ambitionierter Klimaschutz ist ein Wachstumsmotor. Das Zeitalter der fossilen Energien muss enden. Wer das blockiert oder verzögert, handelt zynisch und unverantwortlich.“ Vor diesem Hintergrund zeigt sich Oxfam enttäuscht, dass die Kanzlerin nicht nach New York gereist ist. Die Entwicklungsorganisation hat zum Klimatreffen die Studie „The Summit that snoozed“ herausgebracht [2].

Klimakanzlerin gesucht

Auf dem EU-Gipfel am 23. Oktober hat Merkel eine zweite Chance, sich als Klimakanzlerin zu beweisen. „Wenn sie den Klimaschutz ernst nimmt, muss die Kanzlerin sich bei der EU für ambitionierte und verbindliche Klima- und Energieziele für 2030 in den Bereichen Emissionsreduktion, erneuerbare Energien und Energieeffizienz einsetzen“, erklärt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. Er appelliert an die Kanzlerin, weil Deutschland seit diesem Sommer den Vorsitz der G7-Länder hat.

UNEP

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat eine neue Initiative zur Reduzierung des Energieverbrauchs ausgerufen. Würden Klimaanlagen, elektrische Motoren, Kühlschränke oder Lüfter weltweit zehn Prozent weniger Strom verbrauchen, wäre die weltweite Stromrechnung um etwa 350 Milliarden US-Dollar kleiner und die Emissionen von Kohlendioxid um 1,25 Millionen Tonnen im Jahr geringer. Die UNEP weist darauf hin, dass der Gebrauch an elektrischen Geräten weltweit steigt. Allein in Paraguay wird sich die Zahl der Kühlschränke bis 2030 verdoppeln, die Zahl der Klimaanlagen in Panama wird sogar um 400 Prozent steigen. Die Dominikanische Republik ist die erste, die dem neue UNEP-Programm „Global Efficient Appliances and Equipment Partnership Programm beitritt. 30 weitere Länder haben ihr Interesse bekundet. Nach Angaben von Juan Rodriguez Nina, dem Direktor der nationalen Energiekommission kann das Land jährlich etwa 1,3 TWh einsparen was den Gegenwert von 180 Millionen US-Dollar entspricht.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat Investoren aus aller Welt zur Dekarbonisierung ihrer Finanzierung aufgefordert. Einige haben bereits mit der die Finanzinitiative der UNEP beschlossen, den Kohlendioxidabdruck ihrer Vermögenswerte um 100 Milliarden US-Dollar zu dekarbonisieren. Die UNEP hofft, dass Investoren dadurch vermehrt in CO2-effiziente Projekte investieren.

Die Regierungschefs haben auf dem Klimagipfel die Renaturierung von mehr als 30 Millionen Hektar Wald beschlossen. In Bonn hatten die Länder 2011 das Ziel ausgegeben, insgesamt 150 Millionen Hektar degradierten Wald bis 2020 wieder zu erneuern. Um das Ziel zu erreichen haben Äthiopien, die Demokratische Republik Kongo, Guatemala und Uganda eine Verdoppelung ihrer „Bonn Challenge“ versprochen. Die UNEP hat dabei mit 350 Millionen Hektar eine neue Zielmarke bis ausgegeben. Mehr als 100 änder haben das neue Abkommen unterzeichnet und wollen die Deforestierung der Wälder bis 2030 sogar ganz stoppen. Das alte Ziel würde den Ländern eine Wertschöpfung in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar bringen und jährlich eine Milliarde Tonne Kohlendioxidemissionen einsparen.

Lesestoff:

[1] www.globalcarbonproject.org

Le Quéré et al. (2014) Global Carbon Budget 2014. Earth System Science Data Discussions (manuscript in discussions), http://dx.doi.org/10.5194/essdd-7-521-2014

Friedlingstein et al. (2014) Persistent growth of CO2 emissions and implications for reaching climate targets. Nature Geoscience, http://dx.doi.org/10.1038/ngeo2248

Raupach et al. (2014) Sharing a quota on cumulative carbon emissions. Nature Climate Change, www.nature.com/doifinder/10.1038/nclimate2384

Fuss et al. (2014) Betting on Negative Emissions. Nature Climate Change (commentary)

[2] www.oxfam.de

Roland Krieg

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