Nigeria: From Cream to Dream Cracker

Handel

Nahrungsmittelindustrie in Nigeria

Nigeria ist mit sieben Prozent jährlichem Wachstum ein heimlicher Star in Westafrika. Derzeit leidet das Land allerdings unter den niedrigen Erdölpreisen und muss im Norden politische Unruhen ertragen. Doch unterschätzten sollte man das mit rund 180 Millionen Einwohnern besiedelte Land nicht. Mit 372 Milliarden Euro BSP liegt das Land trotz 70 Prozent Armut auf der wirtschaftlichen Höhe Südafrikas.

Kekse statt Öl?

Einer der am meisten wachsenden Wirtschaftssektoren ist die Nahrungsmittelindustrie sagt Helmut Rumm von Krones Nigeria im aktuellen Marktmagazin der Germany Trade & Invest (gtai). Er ist geschäftsführender Direktor eines Herstellers von Abfüllanlagen. Nach Christian Wessels, Manager der TGI Gruppe in Nigeria verfolgt das Land den Trend, immer mehr Lebensmittel selbst herzustellen. Angesichts der sinkenden Erdölpreise eine wichtige Diversifizierung – mit deutscher Anlagentechnik.

Das macht der Nigerianer Egi Ezeude schon länger. Er hat in Houston und Lagos Wirtschaft studiert und gründete 1994 zunächst die „Beloxxi & Company Limited“ (BCL). Diese Firma war Alleinimporteur von Qualitätskeksen aus Malaysia und Schottland. 2006 gab er seiner Firma den alleinigen Namen Beloxxi und verwandelte die Handelsfirma in einen Gebäckproduzenten. Politisch hilfreich war die Entscheidung des Staates, ab 2003 keine Gebäckwaren mehr ins Land zu importieren.

Vor dem Hintergrund der kulturellen Vielfalt des Landes nimmt Ezeude bei seinen Rezepturen Rücksicht auf die verschiedenen Vorlieben und Vorschriften. Zusätzlich verzichtet er auf Palmöl und verwendet dafür Margarine und Kokosöl. Die Qualität seiner Kekse hat ihm Regalplätze in Kanada, Frankreich und Großbritannien gesichert.

He has a dream

Ezeude hat seine Firma unter der Prämisse der Diversifizierung ausgebaut. Der größte Engpass in Nigeria sei der fehlende Unternehmergeist. Die wachsende Eigenproduktion trage zu dem Wirtschaftswachstum Nigerias bei, ist allerdings auf die Generation der Arbeiter setzen. Schon vor drei Jahren hat Ezeude in einem Interview mit „The World Folio“ gesagt, dass die Statistik zwar Wachstum ausweise, aber kaum Erfolge beim Faktor Beschäftigung aufzählt.

Bei Beloxxi setzt er auf heimische Arbeitskräfte und freiem Kantinenessen. Den ersten Schritt seines persönlichen Wachstumspfades, die Produktion hat er bereits umgesetzt. In der zweiten Phase will er Qualitätsgebäck für Westafrika und den ganzen Kontinent erzeugen. Dabei will er sich auf einige wenige, dafür aber hochwertige Produkte konzentrieren.

Beloxxi

Cream Cracker

Dafür arbeitet Egi Ezeude an der Marke „Made in Nigeria“. Er will Afrikas besten „Creme-Keks“ herstellen und gibt ihm eine besondere Position bei Beloxxi. Der Cracker hat es zu hoher Beliebtheit in Nigeria gebracht. Die Nachfrage übersteigt die Produktionskapazitäten. Damit Ezeude auch künftig das dünne und knusprige Weizengebäck herstellen kann, muss er neue Produktionsanlagen installieren. Wie bei den bereits existierenden fünf Produktionslinien sollen die Spezialmaschinen vom Weltmarktführer Imaformi, einem Tochterunternehmen der deutschen GEA-Gruppe, kommen. Dafür kann Ezeude jetzt auf ein 80 Millionen US-Dollar-Paket zugreifen, das unter anderem von Africa Capital Alliance und „8 Miles“ geschnürt wird. „8 Miles“ ist die afrikanische Fondsgesellschaft mit dem Sänger Bob Geldorf im Vorstand. 10 Millionen aus dem Gesamtpaket stammen von der Deutschen Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft DEG in Köln. „Wir freuen uns, mit unserem Engagement ein erfolgreiches und mittelständisches Unternehmen bei seinem weiteren Wachstum zu begleiten“, sagte DEG-Abteilungsleiter Gunnar Stork. Für die erweiterte Cracker-Produktion sollen 300 Arbeiter angestellt werden.

„Dream“ Cracker?

Ob der Cracker eine Erfolgsgeschichte wird? Die aktuelle Wirtschaftskrise und die Suche nach alternativen Wirtschaftsbereichen jenseits von Öl- und Gasförderung befördert nach Einschätzung von gtai die Stärkung der eigenen Industrie mit der Auslösung von Investitionen. Der Markt auch für hochwertige Produkte ist da. Importierte Spezialmaschinen sind in der Wirtschaftskrise allerdings teuer. Die Devisenbewirtschaftung sei nicht einfach.

Das allerdings kann nur der Anfang sein. Als sehr vernachlässigt erweist sich der landwirtschaftliche Sektor im Land. Gerade jetzt sei ein guter Zeitpunkt für Investitionen. Denn Produkte für den lokalen Markt werden nach Einschätzung der gtai immer interessanter. Zum Beispiel Weizen oder Kokos für den Cream Cracker.

Roland Krieg

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