Nobelpreis an Klimaphysiker

Handel

Physik ist die Basis für das Klimaverständnis

„Der Preis an Klaus Hasselmann ist ein weiterer Beleg dafür, wie die deutsche Klimaforschung mit fundamentalen Arbeiten frühzeitig auf den Klimawandel hingewiesen hat“. So formulierte es Lutz Schröter, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) in Berlin. In dem Moment hat er erfahren, dass das Nobelpreiskomitee drei Physiker ausgezeichnet hat, die Grundlagenerkenntnisse über den Klimawandel belegt haben. Syukuro Manabe teilt sich mit dem deutschen Physiker Klaus Hasselmann die Hälfte des Preises mit dem Italiener Giorgio Parisi.

Alles begann mit dem schwedischen Physiker Svante Arrhenius, der 1903 den Nobelpreis für Chemie bekam. Den bekam er für den Nachweis, wie aufgelöste Salze in Wasser vorliegen. Arrhenius hatte zuvor im Jahr 1896 die globale Erwärmung des Klimas durch menschengemachte Emissionen von Kohlendioxid vorausgesagt.

Was Jedermann jederzeit in kleinen Gewächshäusern nachvollziehen kann, ist im globalen Maßstab alles andere als trivial zu beweisen. Zumal Wetter und Klima nicht das gleiche sind. Wenn es heute regnet und morgen die Sonne scheint, sind das lokale Wetterereignisse. Steigt aber über mehr als 100 Jahre die Durchschnittstemperatur stetig an, liegt eine Klimaveränderung vor. Selbst, wenn es zwischendurch eine jahrzehntelange Abkühlung gibt.

Der sechste Sachstandsbericht der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) im August dieses Jahres [1] ist der erste, der den aufwendigen Beleg für die Kausalität zwischen anthropogenen Einflüssen und Reaktionen des Klimas aufstellte.

Basis sind die Arbeiten von Syukuro Manabe, der in den 1960er und 1970er Jahren Simulationen zwischen den physikalischen Prozessen der Lufthülle und der Ozeane erstellte. Unter anderem kam er zu dem Ergebnis, wie das Verbrennen von organischer Substanz fossiler Brennstoffe wie Öl und Gas die Temperatur der Atmosphäre beeinflusst. Manabe hat die Beobachtungen von Arrhenius quantifiziert.

Der ehemalige Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, Klaus Hasselmann, konnte in aufwendigen Modellrechnungen belegen, dass die Effekte tatsächlich von den Menschen verursacht wurden. „Das langfristige Verhalten der Atmosphäre wird mit kleinen Veränderungen der externen Grenzbedingungen in Zusammenhang gebracht. Diese Grenzveränderungen sind en Problem für die Wettervorhersage und für Klimastudien.“ In einer Arbeit aus dem Jahr 1979 zählte er die Meeresoberflächentemperatur, die Ausdehnung des Meereseis, die Oberflächenrückstrahlung (Albedo), die Konzentration von CO2 und viele andere Faktoren auf [2].

Giorgi Parisi entdeckte in den späten 1980er verborgene Muster in komplexen Systemen und konnte diese in vielen Bereichen der Mathematik, Biologie und Neurowissenschaften darstellen. Für die Klimamodelle ist das die Basis langfristiger Prognosen.

Nur wenige Wochen vor dem Klimagipfel in Glasgow bekommt das Thema den nächsten Schub für die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderung. Alle drei Physiker haben schon vor 40 bis 50 Jahren den Grundstein für Warnungen gelegt, die heute Politik und Gesellschaft umtreiben.

Lesestoff:

[1] Klimawandel ist anthropogen verursacht: https://herd-und-hof.de/handel-/klimawandel-eindeutig-anthropogen-verursacht.html

[2] https://pure.mpg.de/rest/items/item_3030122_2/component/file_3030123/content

Roland Krieg

© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html

Zurück