Obst und Gemüse: Der Markt
Handel
Frische braucht neue Vermarktung
Im vergangenen Jahr wurden weltweit 1,1 Milliarden Tonnen Obst und 0,88 Milliarden Tonnen Gemüse erzeugt. Weltweit steigt die Produktion in beiden Märkten stetig. Das meiste wird im heimischen Markt verzehrt. So ist Indien weltweit der größte Bananenproduzent mit 30 Millionen Tonnen, exportiert und importiert aber keine nennenswerte Mengen. Die Bananen gehen alle auf den heimischen Markt. In den internationalen Handel gelangen nicht mehr als 10 Prozent des Obstes und vier Prozent des Gemüses.
Obst mit Verlusten
Obst und Gemüse gelten nach wie vor als Freilandkulturen und sind daher stark vom Witterungsverlauf abhängig. So ist die Obsternte in der EU durch die Spätfröste in Nord- und Mitteleuropa deutlich um sechs Prozent auf 42 Millionen Tonnen zurückgegangen. Der April 2017 war der kälteste seit zehn Jahren. Am meisten betroffen waren Belgien und Polen mit 30 sowie Deutschland mit 40 Prozent Einbußen.
Den bei weitem größten Anteil von 89 % an der gesamten Baumobsternte nahmen im Jahr 2017 die Äpfel mit 597 000 Tonnen ein. Die restliche Baumobsternte verteilte sich zu fast gleichen Teilen auf die pflaumenartigen Früchte (einschließlich Zwetschen, Mirabellen, Renekloden) mit knapp 27 000 Tonnen, Süß- und Sauerkirschen mit nahezu 25 000 Tonnen und Birnen mit gut 23 000 Tonnen. Die größte Baumobsternte wurde 2017 in Niedersachsen mit fast 222 000 Tonnen eingebracht, gefolgt von Baden-Württemberg mit knapp 135 000 Tonnen.
Beim Gemüse gab es lediglich Einbußen in Südeuropa, die sich mit einem Verlust von einem Prozent in Grenzen hielten. Dort wird erheblich nachgebessert werden müssen. Es gibt in Südspanien, auf Kreta und Sizilien zwar einen „geschützten“ Anbau. Doch die einfachen Folienhäuser halten einer Kälte nicht stand.
Weniger ist mehr
Knappe Ware verteuert die Preise. So mussten die deutschen Verbraucher im letzten Jahr bei Nahrungsmitteln um vier Prozent tiefer in die Tasche greifen. Für Obst, Gemüse und Kartoffeln stieg das Preisniveau dennoch unterdurchschnittlich. Der Handel hat weiter in seine Frischeabteilungen investiert, auch wenn der Konsum an Obst und Gemüse eher stagniert als steigt. Was im Handel passiert, nennen die Marketingexperten „uptrading“. So ist das durchschnittliche Gewicht einer Tomate im Handel um drei Prozent geschrumpft. Warum? 56 Prozent der gehandelten Tomaten sind kleinere Früchte wie Cocktail-, Snack- und Herztomaten. Der Trend in Richtung kleinerer Sorten wird weitergehen, sagt Helmut Hübsch von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Kleiner Tomaten mit höheren Preisen haben für ein Umsatzplus gesorgt.
Das lässt sich aber nicht kopieren. Im Gurkensortiment haben Minigurken für keinen vergleichbaren Effekt gesorgt. Bei Paprika hingegen funktioniert es wieder. Dieser Markt legte mit Hilfe der „Spitz- und Mini-Paprika“ um 2,5 Prozent zu. Gewinner im Handel sind vor allem die Discounter, die im Frischemarkt mehr zulegen konnten als Vollsortimenter.
Digital ist ein Muss
Ohne den Weg in die Digitale Welt wird die Branche nicht auskommen. „Die Inklusion digitaler Plattformen ermöglicht Unternehmen wie Privatpersonen den offenen Dialog“, teilt der Europäische Verband der Frischeerzeuger „freshfel“ mit. Im Internet können neue Vermarktungswege erschlossen werden, Qualität nachgewiesen und Verbraucher sich die Informationen holen, die sie für eine Kaufentscheidung benötigen. Seit fast einem Jahr ist freshfel mit dem Hashtag #FruitVeg4You im Netz unterwegs.
Roland Krieg; Foto: Messe Berlin