Öko wächst immer weiter
Handel
Wachstum mit Kritik
Aus den Jahresmeldungen der Bundesländer geht erneut hervor, dass die ökologische Landwirtschaft wächst. Und zwar kräftig: Wuchs die bewirtschaftete Fläche in 2004 gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent, sind es in 2005 noch einmal 5,2 Prozent gewesen, die neu hinzukamen. Deutlich nahm auch die Zahl der ökologischen Betriebe zu. 2004 stagnierte diese Zahl bei einem leichten Plus von 0,8 Prozent – jetzt kamen 2,5 Prozent neue Betriebe hinzu.
In absoluten Zahlen werden jetzt 804.406 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LF) von insgesamt 17.020 Betrieben bewirtschaftet. Die Ökobetriebe haben nun einen von 4,1 auf 4,3 Prozent gestiegenen Gesamtanteil an allen Bauernhöfen und einen von 4,5 auf 4,7 Prozent gestiegenen Gesamtanteil an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland.
Ebenso steigt auch die Zahl der vor- und nachgelagerten Betriebsbereiche mit ökologischen Erzeugern, Verarbeitern, Importeuren und Händlern auf 22.032 Betriebe (+5,4 %) an. Das größte Wachstum verzeichneten dabei die verarbeitenden Betriebe mit 10,7 Prozent und Importeure um 15 Prozent.
Damit zeichnet sich der Ökosektor stark gegenläufig zum allgemeinen Trend in der Landwirtschaft aus, resümiert das Bundeslandwirtschaftsministerium. Insgesamt sank die Gesamtzahl aller Betriebe um 1,5 Prozent.
Das stärkste Wachstum innerhalb des Ökosektors verzeichnet die nach Verbandsregeln bewirtschaftete Fläche. Die Fläche, die nach Regeln der EU-Ökoverordnung bebaut wird, wächst auch, aber geringer. Mittlerweile sind die Ökobetriebe auch keine kleineren Höfe mehr. In 2005 lag die durchschnittliche Größe bei 47,5 ha und ist damit (im Durchschnitt) sogar größer als der Durchschnitt aller Betriebe ab zwei Hektar. Der liegt nur bei 46,4 ha.
Branche ist unzufrieden
Auf dem Parlamentarischen Abend des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) mit Staatssekretär Dr. Peter Paziorek kommentierte Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstand BÖLW, die Zahlen, denn angesichts eines Marktwachstums von 15 Prozent seien sie alarmierend: „Denn das bedeutet, dass deutsche Bauern Marktanteile verlieren und Chancen verpassen. Der gleichzeitige Zuwachs der Importeure „untermauert den Trend zur Beschaffung von Rohware aus dem Ausland“, so der BÖLW. Geschäftsführer Dr. Alexander Gerber findet das „besonders ärgerlich, weil den meisten Öko-Lebensmittelverarbeitern und -händlern sehr daran gelegen sei, inländische Ware einzusetzen.“ Der Branchenverband forderte am Abend „endlich klare Signale für umstellungswillige Landwirte auszusenden“.
Markenlust in MV
Mecklenburgs Agrarminister Dr. Till Backhaus will im Herbst 2006 das Biosiegel mit dem Zusatz „aus Mecklenburg-Vorpommern“ und dem Landeslogo versehen. Die Nachfrage nach Bioprodukten steige ständig an, verkündete das Ministerium aus Schwerin und sieht den Ökolandbau schon lange nicht mehr in der Nische. In der Planungsperiode 2000 bis 2006 wurde der Ökolandbau mit etwa 70 Millionen Euro gefördert. Für den neuen Förderzeitraum von 2007 – 2013 sind 105 Millionen Euro geplant. Davon sollen 50 Prozent in den Ökolandbau gehen.
In MV gibt es 663 ökologische Betriebe, die 114.096 ha Land bewirtschaften. Mit einem Anteil von 8,5 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche liegt MV fast doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Dr. Backhaus bekräftigt: „Damit ist die, im Frühjahr 2005 von der Landesregierung beschlossene Strategie zur nachhaltigen Entwicklung des ökologischen Landbaus aufgegangen. Deshalb fördern wir auch in Zukunft Neueinsteiger. Eine Förderung mit Obergrenze wird es nicht geben. Auch Biobetriebe müssen wachsen können.“
Allerdings brauche das Land noch mehr Verarbeiter. So wie die Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialisten GmbH, deren Urahnen schon Großlieferanten für den Großherzog von Mecklenburg Schwerin gewesen sind. Die Firma hat in diesem Monat eine neue Produktionsstätte eröffnet und mit „Biolust“ eine neue Marke kreiert. Jetzt gibt es Jagdwurst mit mediterranen Kräutern, Lammwürstchen und Salami aus Biofleisch. Die Marke ist ein Gemeinschaftsprojekt der Weidehof-Erzeugergemeinschaft und Schlachthöfen aus der Region. 20 Prozent des Biorindfleisches stammen aus dem Ökobetrieb in Uecker-Randow, der 5.000 Rinder auf 3.700 Hektar hält.
VLE