„Ohne Russland geht es nicht“
Handel
Krim: Europäische Wirtschaft hat viel zu verlieren
Am Mittwoch hat Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), für eine friedliche und politische Lösung im Krim-Konflikt geworben. Eine weitere Eskalation wird die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen nachhaltig stören. Bedeutsam würden aber auch Zweit- und Drittrundeneffekte werden, die auch die Weltwirtschaft bremsen können. Für die im Russlandgeschäft tätigen Firmen sind die Rahmenbedingungen nicht mehr kalkulierbar und brauchen die Hermesdeckungen für die politischen Risiken. Börner weist Deutschland eine tätige Vermittlerrolle zu.

Denn: 6.200 Firmen treiben Handel mit Russland, das bilaterale Handelsvolumen beträgt mehr als 76 Milliarden Euro. Die Firmen haben mehr als 20 Milliarden Euro in Russland investiert. Das Land steht auf Platz elf der deutschen Handelspartner. Umgekehrt bauen deutsche Unternehmen auf russische Rohstoffe.
Im Vergleich zu den USA habe die EU mehr zu verlieren. Die USA könnten forscher auftreten.

Der Ball liegt aber auch wirtschaftlich bei den Russen, denn das Land ist eher abhängig von der EU als umgekehrt. Mehr als 80 Prozent der Exporte gehen in den Westen, mahnt Börner. Das europäische Handelsvolumen mit Russland beträgt nur ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts, umgekehrt sind es bei den Russen aber 15 Prozent. Ein Handelskonflikt wäre für die deutsche Wirtschaft schmerzlich, aber für Russland existenzbedrohend.
Zu den Sorgen um das Zudrehen des russischen Gashahns
vermerkte Börner, dass selbst im Kalten Krieg die Lieferungen pünktlich kamen.
Die deutschen Gasreserven bringen Zeit, sich nach neuen Lieferanten umzusehen.
Gas würde aber teurer. Für die Russen fielen täglich 100 Millionen Dollar
Verlust am Tag an.

Russland sei nie ein einfacher Wirtschaftspartner gewesen, so Börner. Daran hat auch der WTO-Beitritt nichts geändert. Doch: Syrien und Iran – „Ohne Russland geht es auch nicht.“
Roland Krieg