Organisches Wachstum

Handel

BioFach in Nürnberg

> Der Messerundgang auf der zurückliegenden Grünen Woche zeigte eine geringe Zurückhaltung in der Präsenz der deutschen ökologischen Verbände. Ab dem 24.02. hingegen zeigen sie sich auf der BioFach in Nürnberg. Bis zum 27. Februar präsentieren rund 1.900 Aussteller aus rund 100 Ländern Bioprodukte aus aller Welt. Schirmherr der Messe ist die IFOAM, der Weltdachverband der ökologischen Anbauverbände. Erstmals werden 250 Aussteller einen Überblick über das internationale Angebot von Wein, Sekt und Champagner in einer eigenen Halle geben. Mit 200 ist auch die Anzahl der Anbieter von Naturkosmetik und Körperpflegeprodukte traditionell groß. Geöffnet ist die BioFach täglich zwischen 09.00 und 18:00 Uhr, am Sonntag bis 17:00 Uhr und der Eintritt kostet 25 ? (Dauerkarte 45 ?). Herd-und-Hof.de wird von der Messe berichten.

Wachstum der Biobranche
Nach den rasanten Wachstumszahlen in der BSE-Krise und dem ehrgeizig formulierten Ziel, 20 Prozent Marktanteil bis zum Jahr 2010 zu erreichen, gingen die Zuwachsraten dann realistischerweise doch zurück. Seit den letzten beiden Quartalen 2004 verzeichnet der Handel allerdings wieder ein deutliches Plus. Der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) verkündete vorab, dass 2004 der Markt zwischen 10 und 12 Prozent gewachsen ist. Mit Bio-Lebensmitteln wurde ein Umsatz von 3,5 Milliarden Euro erzielt.
?Der Umsatzzuwachs wurde vor allem durch deutliche Zuwächse bei Frische-Produkten des Naturkostfachhandels, durch zahlreiche neue Bio-Supermärkte und eine Ausweitung des Sortiments im Lebensmitteleinzelhandel erreicht?, so Wolfgang Gutberlet, Vorstandsmitglied des BÖLW. Der prognostiziert gute Chancen, den Absatz weiter auszubauen.

Auch in der landwirtschaftlichen Erzeugung habe es Zuwächse gegeben, vermeldete Dr. Felix Prinz zu Löwenstein vom BÖLW. Die Anbaufläche der Verbände hat 2004 um 2,1 Prozent zugenommen. Das sind 10.826 Hektar, wobei die Gesamtfläche nun 526.269 Hektar umfasst. Allerdings ist die Zahl der Betriebe, die aus der ökologischen Produktion ausscheiden erstmals höher, als die Zahl der Neueinsteiger. 9.559 Betriebe sind nach dem Nettoverlust von sieben Betrieben ( - 0,1 Prozent) übrig geblieben. ?Betriebe mit zu geringer Wirtschaftskraft und Größe geben auf oder ? was noch häufiger ist ? werden beim Generationswechsel nicht mehr fortgeführt?, kommentiert Löwenstein die Zahlen. Gegenüber dem allgemeinen Trend aufgebender Betriebe und sinkender Nutzfläche in der konventionellen Landwirtschaft steht die Ökobranche besser da. Im letzten Jahrzehnt schaffte die Branche rund 75.000 neue Arbeitsplätze, so Löwenstein.

Super Markt
Wachstumsmotor der Branche ist natürlich der Verbraucher, der mit seiner Nachfrage den Markt steuert. Und der Verbraucher bringt viele Händler zur Verzweiflung, weil er am liebsten alles in einem Laden kaufen möchte. Die Entwicklung der Bio Supermärkte ist sicherlich manchem Bio-Ladner ein Dorn im Auge, doch bringt die Branche weiter. ?Die Zahl der Neu-Eröffnungen von Bio-Supermärkten und Naturkostfachmärkten ist wieder kräftig angestiegen?, verkündete Kai Kreuzer vom Branchen Online-Magazin www.bio-markt.info kürzlich im Jahresrückblick 2004. 40 Supermärkte, Fachgeschäfte sowie Reformhäuser mit hohem Bio-Anteil wurden 2004 in Deutschland neu eröffnet. Im Durchschnitt waren es monatlich mehr als drei mit Verkaufsflächen zwischen 200 und 900 qm. Der Jahreszuwachs beträgt 16.000 qm. Die Geschäftsaufgaben bilanzieren lediglich mit einem Minus von rund 2.000 qm.
Investiert wurden rund 13 Millionen in die neuen Geschäfte. Die umsatzstärksten sind nach Branchenmeldungen Basic, die sich als Supermarkt-Kette im Mai in Hamburg ein norddeutsches Standbein gesichert hat und mittlerweile insgesamt rund 39 Millionen ? Umsatz macht, sowie Alnatura, das sich für 2005 mit 16 Märkten ein Umsatzziel von 135 Millionen Euro vorgenommen hat. Bei Alnatura sind auch die Verkäufe in den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel verechnet.
?Denn?s Bio? und ?Supernatural? haben sich von dem umstrittenen Motto ?Bio-Discounter? verabschiedet, was wohl eine ?Reaktion auf die kritische Diskussion der Wertevernichtung innerhalb der Branche zurückzuführen ist?, wie es heißt.

Organic Food Chain Management
Ab kommendem Wintersemester können die ersten 40 Studierenden an der Universität in Hohenheim den europaweit einzigartigen Studiengang ?Organic Food Chain Management? belegen. Der Master-Abschluss bietet den Absolventen des englischsprachigen Studiums internationale Berufschancen in Handel, Verarbeitung und Qualitätssicherung, aber auch bei den Verbänden und hochqualifizierten Nichtregierungsorganisationen, wie die Universität mitteilt.
Professor Torsten Müller, Koordinator des neuen Studiengangs sieht den steigenden Anteil des Ökologischen Landbaus: ?Vor allem international wird diese Produktion noch stärker an Bedeutung gewinnen. Umso wichtiger ist es, dass neue Märkte erschlossen werden. Dabei sollen unsere Absolventen mitwirken ? auch auf internationaler Ebene.?
Schwerpunkte des Studiengangs sind sozioökonomische Aspekte des Ökologischen Landbaus, Märkte und Marketing, pflanzliche und tierische Erzeugung sowie Verarbeitung ökologisch erzeugter Lebensmittel. Je nach Vorbildung können die Studierenden durch zahlreiche Wahlmöglichkeiten bei der Fächerkombination ein eigenes Profil entwickeln. Die Regelstudienzeit beträgt vier Semester. Zugelassen werden jährlich 40 Studenten aus der gesamten EU und außereuropäischen Ländern. Voraussetzung ist ein überdurchschnittlicher Abschluss eines Universitäts- oder Fachhochschulstudiums mit mindestens dreijähriger Regelstudienzeit oder gleichwertiger Qualifikation im agrar- oder Lebensmittelbereich. Weitere Informationen gibt es unter
www.uni-hohenheim.de/organicfood.

VLE

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