Orthobunyavirus stoppt Rinderverkäufe

Handel

Russland macht wieder die Grenze zu

Erneut hat sich Russland als schwieriger Handelspartner erwiesen. Wegen des sich in Deutschland ausbreitenden Orthobunyavirus haben die Russen die Grenze für Rinder dicht gemacht, wie die vfz Vieh und Fleisch Handelszeitung vorab berichtete. Das Importverbot betrifft auch Belgien, Frankreich und die Niederlande, wo das Virus ebenfalls vorhanden ist. Im Bundeslandwirtschaftsministerium wird derzeit darüber verhandelt, das Ausmaß des Exportverbotes zu minimieren. Am Dienstag hat Brandenburg zuletzt sechs Fälle diagnostiziert.

Frischer Exporterfolg

Ende Januar hat der Deutsche Holstein-Verband noch gute Erfolge des Rinderexportes für das Jahr 2011 verzeichnen können. Gerade im Bereich der Milchwirtschaft werde der Rinderbereich in Russland ausgebaut und setzt auf Zuchtvieh aus Deutschland. Insgesamt hat der Holstein-Verband 71.846 Rinder exportieren können. Mit 21.670 Rindern gingen rund 30 Prozent des Exports in Drittstaaten, ohne den nordafrikanischen Markt. Vor allem nach Russland und Kasachstan.
Der Verband freute sich noch, dass es seit mehr als zwei Jahren keinen Fall von Blauzungenkrankheit mehr in Deutschland gegeben hat und erwartete noch in diesem Quartal den Status BT-Freiheit. Damit würde sich mittelfristig der veterinärhygienische Aufwand für Exporte reduzieren lassen.
Nun macht das Orthobunyavirus den Exporteuren einen Strich durch die Rechnung.

Verhandeln mit Russland

Ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums teilte auf Anfrage von Herd-und-Hof.de mit, dass Vertreter der russischen Behörde in den nächsten Wochen erneut in die Niederlande oder nach Deutschland reisen, um sich über die Situation zu informieren. Derzeit werden wegen der Kälte sowieso keine Rinder nach Osteuropa exportiert. Der Importstopp umfasst lediglich lebende Rinder und genetisches Material wie Sperma. Fleisch ist vom Importstopp nicht betroffen.
Derzeit sind vor allem Schafherden betroffen, bei denen sich die Muttertiere im Herbst 2011 infiziert haben. Wie die Situation bei den Rindern ist, wird sich erst in den nächsten Wochen exakter zeigen. Infizierte Mutterkühe werden aber Antikörper gebildet haben, für die ein erster Schnelltest zur Verfügung steht.
Genau wie jetzt reagierte Russland im letzten Jahr auch beim EHEC-Ausbruch. Eine vergleichbare Zwischenlösung mit Zertifikaten über ein Virus-freies Tier, das dann doch gehandelt werden kann, werde es nach Einschätzung des Ministeriums nicht geben.

Bundestierärztekammer begrüßt Meldepflicht

Am Mittwoch hat die Bundestieräztekammer die vom Bundeslandwirtschaftsministerium angestrebte Meldepflicht für das Orthobunyavirus begrüßt. Zusätzlich solle überprüft werden, ob nicht auch vorsorglich Infektionen bei Wildwiederkäuer aufgenommen werden sollten. Die Veterinäre möchten die Meldepflicht auf Betriebsebene beibehalten, denn eine Verlagerung auf die Gemeindeebene würde verschiedene Ausbrüche innerhalb einer Gemeinde nicht mehr unterscheidbar machen. Ein Wechsel würde auch eine Änderung des Meldesystem TNS nach sich ziehen und die Datenqualität verschlechtern.

Lesestoff:

Zwischenstand der Ausbreitung

Zwischenlösung beim EHEC-Ausbruch

Roland Krieg

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