Ost-Handel in Gefahr
Handel
Russland-Geschäft belastet Handelsbilanz
Polen hat in Osteuropa Russland als wichtigsten Partner überholt. Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft führt das auf das abgeschwächte Handelsklima mit Russland zurück. Nach einem Rekordergebnis von 80,5 Milliarden Euro im Jahr 2012, summiert sich das Handelsvolumen im letzten Jahr nur noch auf 76,5 Milliarden Euro. Sowohl die Importe aus Russland mit 40,4 Milliarden als auch die Exporte nach Russland mit 36 Milliarden sanken jeweils um fünf Prozent.
„Seit 2011 schwächt sich das Wachstum in Russland beständig ab. Dies bleibt nicht ohne Folgen für den deutsch-russischen Handel“, sagte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Eckhard Cordes. „Für das laufende Jahr erwarten wir eher noch eine Verstärkung dieses Trends. In Russland wird eine Rezession nicht mehr ausgeschlossen, zudem verteuert die gegenwärtige starke Abwertung des Rubels deutsche Exporte.“
Cordes traf in der vergangenen Woche den russischen Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew und sieht die Reformdebatte in Moskau wieder an Fahrt gewinnen. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Lage in der Ukraine fordert Cordes einen Fahrplan für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zwischen der EU und Russland. „Beide Seiten haben wiederholt eine gemeinsame Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok als wünschenswertes Ziel genannt. Wir brauchen dazu jetzt einen institutionalisierten Dialog.“
Ukraine
Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Rainer Lindner weilt derzeit in Kiew und plädiert für eine Soforthilfe, um die Zahlungsunfähigkeit des Landes abzuwenden. Die seit Donnerstagmorgen sich zuspitzende Lage auf der Krim werde ohne Lösung die gesamte wirtschaftliche Entwicklung im osteuropäischen Raum belasten: „Konjunkturell sind wir alle voneinander abhängig. Dieses gemeinsame Interesse sollte letztlich auch zu gemeinsamen Lösungen führen“.
Wachstum in Südosteuropa
Zu den besonderen Stützen des deutschen Exports gehörten im abgelaufenen Jahr auffallend viele Länder aus Südosteuropa, darunter Ungarn (Exporte: + 7,4 Prozent), Slowenien (+6,6 Prozent), Rumänien (+5 Prozent) und Serbien (+3,5 Prozent). Nach einer längeren Zeit der Konsolidierung fasst diese Region konjunkturell wieder Fuß. Eine Ausnahme bleibt das neue EU-Mitgliedsland Kroatien, das sich seit 2009 in einer Rezession befindet. 2013 sanken die deutschen Exporte nach Kroatien um fast neun Prozent.
Positiver Trend in Zentralasien
Positiv ist der Trend für Zentralasien. Für Kasachstan, dem mit Abstand wichtigsten deutschen Handelspartner in dieser Region wurde eine Zunahme der deutschen Exporte 2013 um über acht Prozent berechnet. Die deutschen Exporte nach Usbekistan stiegen 2013 um sieben Prozent, die Exporte nach Turkmenistan nahmen ausgehend von einem niedrigen Niveau sogar um 23 Prozent zu. Das Land konnte sich damit in der Rangliste der wichtigsten Abnehmer deutscher Exporte pro Einwohner von Platz 85 auf Platz 78 verbessern.
Uneinheitlich ist das Bild für die Länder des Südkaukasus. Während sowohl die deutschen Exporte nach Georgien (-17 Prozent) und Armenien (- 7 Prozent) deutlich zurückgingen, legten die Ausfuhren nach Aserbaidschan um über sechs Prozent zu.
Lesestoff:
Wichtige Handelsdaten finden Sie auf www.ost-ausschuss.de
Andreas Metz (Ost-Ausschuss) / Roland Krieg