„Paprika-Sauce Ungarischer Art“

Handel

Keine Zigeunersauce mehr von Knorr

Ende Juni zeigte sich der Dachverband der Ernährungsindustrie gegenüber Herd-und-Hof.de noch unberührt von internationalen Firmen, die ihr Produktsortiment auf politische Korrektheit überprüfen und das eine oder andere Produkt umbenennen, weil Bilder und Markennamen aus vorbelasteter Kolonialzeit stammen [1].

Die Unternehmen suchen, finden und beseitigen doch. Es ist zu einem großen Thema geworden. Zeitungsberichten vom Sonntag zufolge stellt der Unilever-Konzern die Zigeunersauce von Knorr auf den Namen „Paprika-Sauce Ungarischer Art“ um.

Roma und Sinti kritisieren den Namen schon seit vielen Jahren als rassistisch. 1903 wurde der Name vom französischen Meisterkoch Auguste Escoffier in seinem weltberühmten Buch „Guide culinaire“ bereits erwähnt. Chefköchen ist die Sauce seit jeher ein Graus. Unter Paprika, Zwiebel, Gewürzgurken, Zucker und Essig der „Sauce Zingara“ vermuten sie pampiges, deutsches Schnitzel, trocken gebraten mit dickflüssigem Brei aufgepeppt. Das Zigeunerschnitzel geht auf Zeit der Österreich-Ungarische Monarchie zurück und war vielleicht wirklich etwas Edles.

Unilever macht damit einen Aufschlag, denn andere Marken tragen den Saucen-Namen noch auf ihren Flaschen und Tüten.  

Die richtige Namenswahl ist alles andere als einfach. Die Wahl zwischen Schaumküsse und Mohrenkopf hat in der Schweiz gerade erst begonnen. Der Lebensmittelhändler Migros hatte diesen Sommer Mohrenköpfe eines Lieferanten gegen eigene Schaumküsse ausgetauscht. In der mehrsprachigen Schweiz hatte Migros seine eigenen Produkte italienisch als „Moretti“ im Regal. Übersetzt sind das „braune Buben“. Die sind jetzt auch ausgelistet.

Lesestoff:

[1] Das Ende von „Aunt Jemima“ https://herd-und-hof.de/handel-/rassismus-unternehmen-werden-nervoes.html

Roland Krieg

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