Post 2015-Agenda statt Doha
Handel
„Wirtschaftliche treibt soziale Entwicklung“
WTO-Generaldirektor Pascal Lamy hat auf der Konferenz der internationalen Kooperation in Den Haag für eine Entwicklung einer Agenda für die Zeit nach 2015 appelliert. Die Millenniums-Entwicklungsziele enden in weniger als 1.000 Tagen. Doch kann das durchwachsene Ergebnis nur ein Zwischenschritt sein. Als die Ziele auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2000 formuliert wurden, wurde beispielsweise die Energieversorgung nicht berücksichtigt. Die Aufgaben bleiben für die Zeit nach 2015 weiterhin drängend. „Wirtschaft und Handel“ so Lamy, bedürfen einer besonderen Betonung für die Zeit danach. „Wir brauchen eine Agenda, die wirtschaftliche Ziele mit sozialen Aspekten und Umweltschutz vereinen. Und wir brauchen einen Kompass, der allen Ländern die gleiche Entwicklungsrichtung vorgibt.“ Die Ziele müssten so formuliert werden, dass „Konvergenz“ zwischen allen Ländern das übergeordnete Ziel sein muss. Vor allem die Armen und Schwächsten müssten besonders berücksichtigt werden.
Ende des Jahres endet die Amtsperiode von Pascal Lamy. Er wird die WTO-Entwicklungsgrunde aus Doha nicht mehr zu Ende bringen und setzt stattdessen seine Hoffnung offenbar auf eine Agenda für die Zeit nach 2015.
Bedeutung der globalen Unternehmen wächst
Der jüngste Wirtschaftsreport der UNCTAD weist den transnationalen Unternehmen eine große Bedeutung zu. 80 Prozent des Welthandels von 20 Billionen US-Dollar pro Jahr finden innerhalb der multinationalen Wertschöpfungsketten statt. Das bereitet den Statistikern aber auch Kopfschmerzen. So wird beispielsweise Kupfer beim Exportland erfasst, aber auch mehrfach entlang der Produktionskette bis zum Endprodukt. So schätzt die UNCTAD, dass rund 28 Prozent des Welthandels durch Mehrfachzählung aufgebläht ist.
Während Dienstleistungen weltweit lediglich einen Anteil von 20 Prozent im Handel ausfüllen, nehmen sie beim Handel innerhalb der Wertschöpfungskette 46 Prozent ein. Einen großen Teil des Exports wird durch Ingenieurleistungen, Softwareentwicklung und Marketing gestellt. In diese Dienstleistungen fließen rund 60 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen.
Der Anteil von Entwicklungsländern an globalen Wertschöpfungen hat sich zwischen 1990 von 20 auf heute 40 Prozent verdoppelt. Das Bild besitzt aber eine Schieflage. Länder mit einer hohen Präsenz multinationaler Unternehmen im Vergleich zu ihrer eigenen Ökonomie haben dann auch einen höheren Anteil innerhalb der Wertschöpfungskette als bei ihrem eigenen Export auf dem Weltmarkt.
Doch gibt es auch positive Aspekte. Im Vergleich zu Industrieländern stellen die globalen Unternehmen 28 statt 18 Prozent des Bruttosozialproduktes und können oftmals die Wirtschaft eher diversifizieren als die lokale Ökonomie. Wirtschaften mit hoher Integration globaler Wertschöpfungsketten wachsen zwei Prozent mehr als Länder mit geringer Integration. Entwicklungsländer, die gleichzeitig in transnationale Konzerne und in die Ausweitung ihres normalen Exports investiert haben weisen in den letzten 20 Jahren ein Wachstum von 3,4 Prozent auf. Länder. Die sich nur auf ausländische Firmen verlassen haben wuchsen durchschnittlich nur um 2,2 Prozent.
UNCTAD-Generalsekretär Supachai Panitchpakdi folgert: „Globale Wertschöpfungsketten sind überall. Sie zeigen, dass Investment und Handel zwei Seiten derselben Münze sind. Politiker müssen beide Seiten bedenken, wenn sie an ökonomisches Wachstum und Entwicklung denken.“
Roland Krieg