Preis versus Nachhaltigkeit

Handel

Die Nachhaltigkeit macht preislich eine Pause

Die Spuren der Inflation graben sich immer tiefer in die Handelswelt. Vor allem bei Lebensmittel, die nahezu täglich eingekauft werden, wägen die Konsumenten ihr Budget gegen die Argumente Preis und Nachhaltigkeit ab. Der Preis gewinnt, wie das ECC Köln [1] mitteilt.

Die aktuelle Studie „Nachhaltiger Konsum – In guten wie in schlechten Zeiten“ hat das Kaufverhalten vor dem Hintergrund der aktuellen Preissteigerungen ermittelt. Der nachhaltige Lebensstil hat sich in den vergangenen Jahren als Wertvorstellung vor allem bei der jungen Bevölkerung durchgesetzt und findet sich im Konsum in den Themen lokale Herkunft, Bio, faire Produktion und Kreislaufwirtschaft wider.

Wer teurer produziert, muss durchhalten

Doch 58 Prozent der Befragten geben an, dass bei den Preissteigerungen, diese Ziele derzeit nur sehr umzusetzen sind. In der Folge wird vermehrt auf den Kauf nachhaltiger Produkte verzichtet (30 Prozent). Besonders ausgeprägt ist diese Umorientierung bei den jungen Konsumenten, die oft weniger Haushaltsbudget zur Verfügung haben. Aber: Rund jeder Zweite der 18- bis 29-Jährigen gibt an, wieder mehr zu nachhaltigen Produkten zu greifen, wenn die Preissteigerungen sich wieder zurückbewegen.

Gewinner innerhalb der Nachhaltigkeit

Eine nachhaltige Lebensweise steht nicht immer in Konkurrenz zu Preisaspekten. Das zeigt sich vor allem bei den Trends Second-Hand-Shopping und Up-Cycling, aber auch im bewussteren Umgang mit Lebensmitteln: So greifen Konsumenten zu nicht-tierischen Produkten öfter wegen der Nachhaltigkeit (37 Prozent), als aufgrund von Preisargumenten (18 Prozent) zu. Beim Thema Energiesparen ist die Intention ambivalent: Während generelles Energiesparen meist ein Kostengrund ist (59 Prozent vs. 31 Prozent aufgrund von Nachhaltigkeit), ist der initiale Kauf von energiesparenden Alternativen häufiger eine Nachhaltigkeits- (30 Prozent) als eine Preisentscheidung (22 Prozent).

Verantwortlichkeiten

Nachhaltigkeit bleibt ein Käufermarkt. Zwar könnten Konsumenten ihre Einkaufsmacht für das Durchsetzen von Trends nutzen – sie geben aber die Verantwortlichkeiten ab. Hersteller und die Industrie sollen als erste für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Direkt danach wird die Politik in die Pflicht genommen, dann kommt der Handel selbst dran. Wer also nachhaltige Produkte in den Handel bringt, wird – mit Einschränkung zum Preisniveau – durchaus wahrgenommen.

„Händler kommen nicht mehr umhin, Nachhaltigkeit in ihrem Geschäftsmodell aktiv mitzudenken – wer jetzt nicht dabei bleibt, verliert die Konsumenten der Zukunft. Denn für die jungen Menschen ist Nachhaltigkeit nicht nur die Art und Weise des Konsumierens, sondern eine Lebenseinstellung. Und zwar auf allen Ebenen: ökologisch, ökonomisch und bei sozialen Fragen“, empfiehlt Julia Frings, Projektmanagerin am ECC KÖLN.

Lesestoff:

[1] Expertise, Channels, Community (ECC) ist die Tochtermarke des IFH KÖLN und Ansprechpartner für Knowhow-Transfer in der digitalen Handelswelt. Händler, Hersteller und Dienstleister profitieren von einzigartigen Market und Customer Insights sowie individuellen erfolgs- und businessrelevanten Impulsen, Events und Trainings. www.ecckoeln.de

Roland Krieg; Grafik: ECC Köln

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