Private Entwicklungsgelder

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Migranten überweisen jährlich 30 Milliarden Euro nach Hause

Migranten überwiesen einen Teil ihres Einkommens in ihre Heimatländer. „Remittances“ heißen diese Geldflüsse, die weltweit nach Schätzungen der Weltbank einen Umfang von 440 Milliarden US-Dollar aufweisen und damit die öffentliche Entwicklungshilfe um rund das Dreifache deutlich übersteigen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) führt mikroökonomisch drei Erklärungsmuster für die Höhe der Geldüberweisungen an: Altruismus, intra-familiäre Verträge sowie Investitionstätigkeiten im Heimatland.

Mit dem Geld versorgen sich die Zurückgelassenen, kaufen Medikamente oder können Geschwister zur Schule schicken. Experten halten diese Geldflüsse sogar für die „bessere Entwicklungshilfe“, weil sie direkt ankommt und auf die Bedürfnisse der Familie spezifisch zugeschnitten ist.

Drehscheibe EU

Die EU ist eine Drehscheibe für Remittances. Seit fünf Jahren hat sich in den Zu- und Abflüssen aber kaum etwas verändert. Geldmittel, die in Drittstaaten abflossen haben sich von 29,5 auf 31,3 Milliarden Euro erhöht, wie das Statistische Amt der EU Eurostat jetzt mitteilte. Es fließt aber auch Geld in die andere Richtung. Die Zuflüsse in die EU haben sich zwischen 2010 und 2015 von 9,1 auf 11,0 Milliarden Euro erhöht. So hat sich das Saldo zwischen monetärem Ab- und Zufluss mit leichten Schwankungen um die 20,4 Milliarden Euro nur wenig verändert. Innerhalb der EU werden rund 14 Milliarden Euro zwischen den Mitgliedsstaaten übertragen.

Die höchsten Übertragungen fließen mit fast 10 Milliarden Euro aus Frankreich ab, gefolgt von Großbritannien mit 5,0 und Italien mit 4,2 Milliarden Euro. Deutschland steht mit 3,5 Milliarden Euro erst an vierter Stelle. Die meisten Zuflüsse innerhalb der EU erhalten Polen und Portugal mit knapp drei Milliarden Euro. Rumänien steht mit 1,7 Milliarden Euro auf Platz drei.

Drehscheibe Deutschland

Vor zehn Jahren flossen rund 10 Milliarden Euro aus Deutschland ab. Fast ein Viertel in die Nachfolgestaaten Jugoslawiens und ein Fünftel über Spät-Aussiedler in den Osten. Die Türken beteiligten sich zu 13 Prozent an Geldüberweisungen nach Hause. Das sind nach Angaben der Weltbank im Jahr 2014 noch immer 625 Millionen US-Dollar. Nach Großbritannien und in die USA flossen rund 450 Millionen ab – es kamen aber auch 1,3 Milliarden US-Dollar von dort wieder herein. Große Geldmengen werden aus Frankreich und Italien mit jeweils 860 Millionen US-Dollar nach Deutschland überwiesen. Das meiste Geld kam mit 1,3 Milliarden US-Dollar aus der Schweiz.

In Richtung Afrika wurde privat mit 630 Millionen US-Dollar das meiste Geld nach Nigeria überwiesen. Nigeria profitiert ebenfalls aus Geldmittelzuflüssen aus Ghana in Höhe von knapp 800 Millionen US-Dollar.

Roland Krieg

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