Putins Zinkjungen

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Wenn die Toten heimkehren

„Die ganzen zehn Jahre, in denen Söhne mit der Waffe in der Hand in einem fremden Land standen, war ich in Unruhe“, sagt A. Golubnitschaja, Bauingenieur in Kiew. „Es stimmt nicht, dass die Bevölkerung nichts gewusst hat. Zinksärge wurden in die Häuser gebracht, Kinder kehrten verstümmelt zu den schockierten Eltern zurück – das haben doch alle gesehen! Natürlich wurde darüber nichts im Radio oder im Fernsehen berichtet, erst vor kurzem haben Sie es gewagt. Aber es ist doch vor aller Augen passiert.“

Sewtlana Alexijewitzsch hat 1991 für das Buch „Zinkowyje maltschiki“ (Zinkjungen) mit Hunderten von Menschen gesprochen, nachdem sich Russland aus Afghanistan zurückgezogen hat. Doch immer wieder kehrten in den zehn Jahren die Toten in Zinksärgen zu ihren Eltern zurück.

Ein Hauptzeuge sagte am Telefon über die „Veteranen“: „Schöne Helden! Sie haben dort Frauen und Kinder umgebracht. Die sind doch nicht normal… Und sie werden in Schulen eingeladen.“

„Wir waren Soldaten, wir haben Befehle ausgeführt. Auf Befehlsverweigerung in Kriegszeiten steht Erschießen. Und wir waren damals im Krieg.“

Sewtlana Alexijewitzsch hat damals nicht über den Krieg in Afghanistan geschrieben, sondern nach dem Abzug mit den vom Krieg gezeichneten Überlebenden gesprochen. Afghanistan als Trauma einer ganzen Gesellschaft.

Heute kehren wieder Zinkjungen nach Russland zurück. Sie werden die Antikriegsdemonstrationen verstärken. Die Zinkjungen kommen heute aus einem Land, dessen  Soldaten vor 30 Jahren für Moskau in Afghanistan starben.

Lesestoff:

Swetlana Alexijewitsch: Zinkjungen, Frankfurt / Main 1992

Roland Krieg, Foto: roRo

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