Regenversicherung lähmt Eigenverantwortung

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Regenversicherung für Bauern besser gestalten

Gerade in Afrika ein großes Thema: Bleibt der Regen aus, dorrt die ernte, haben Tiere keine Futtergrundlagen mehr. Die Existenz ist gefährdet. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ein Szenarium, das sich weiter ausbreiten und häufiger ereignen kann. Daher hat die UN Klimakonferenz in Cancún einen Fonds vorgeschlagen, aus dem Bauern entschädigt werden, wenn der Regen ausbleibt. Eingebettet ist der Fonds in den Finanzstrom der Industrieländer, die den Entwicklungsländern jährlich rund 100 Milliarden US-Dollar zur Anpassung an den Klimawandel zahlen sollen.

Regenversicherung in der Praxis

Schon im Jahr 2006 hat eine französische Versicherung erstmalig äthiopische Bauern großflächig gegen Regenausfall versichert. Im November 2011 will eine Schweizer Versicherung in das Geschäft einsteigen. 28 Millionen US-Dollar sind für den Fonds vorgesehen. Indien hat bereits mehr als zwei Millionen Regenausfallversicherungen.
Versicherungsnehmer sind Kleinbauern, die weder Geld noch sonstwie Erfahrungen mit Versicherungen haben. Die Auszahlung erfolgt nach einem Regen-Index. Wird eine bestimmte Regenmenge in einem Zeitraum unterschritten, zahlt die Versicherung.














Übernutzte (re.) und regenerierte Weide in Namibia

Die Auswirkungen

Das System funktioniert nur, wenn eine ausreichende Anzahl an Wetterstationen die tatsächliche Regenmenge misst. Als Hürde für die Umsetzung sehen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der Christian-Albrechts-Universität Kiel und der Leuphana Universität in Lüneburg auch die fehlende Erfahrung der Menschen an. Ein System, dass lediglich einen möglichen und späteren Nutzen verspricht, braucht Überzeugungsarbeit.
Es ist aber nicht unbekannt, denn die Pastoralisten sorgen traditionell selbst für trockene Zeiten vor. In Zeiten ausreichenden Regens teilen sie ihre Weideflächen auf ein größeres Gebiet auf. Dann kann das Gras nach der Beweidung besser regenerieren. In Trockenzeiten haben sie dann mehr Weidegrund zur Verfügung.
Das Versicherungssystem aber kann dieses System negativ beeinflussen. Wird zu häufig ausgezahlt, weil der Niederschlagsindex zu hoch angesetzt ist, dann gewöhnen sich die Bauern an die Auszahlungen und vergrößern ihre Herden.

Verbesserungen

Der Schluss der Studie beinhaltet die Verbesserungen: Je höher der Niederschlagsindex gewählt ist, desto weniger nachhaltig wird die Bewirtschaftungsform.
Der Niederschlagsindex müsse an die ökologischen Gegebenheiten angepasst werden. Wird Geld nur in Fällen extremer Trockenheit ausbezahlt, dann behalten die Bauern ihre traditionelle Vorsorge für moderate Trockenzeiten bei. Damit bleibt die Futtergrundlage langfristig erhalten. „Eine natürliche Risikovorsorge beinhaltet zwei Effekte: Es ist eine Investition für die Zukunft und hilft kurzfristig aus. Versicherungen helfen immer nur kurzfristig aus und besitzen keine langfristigen Vorsorgestrategien“, erklärt Dr. Birgit Müller vom UFZ.
Eine hohe Rundumversicherung erhöht den Weidedruck in der Region, ermutigt Bauern, mehr Tiere zu halten, verursacht einen höheren Wasserbedarf, verringert die Biodiversität und erodiert mehr Böden – als in den traditionellen Systemen. Die Erosion ist in den Trockengebieten schon schlimm genug. Sie verursacht einen wirtschaftlichen Verlust von 42 Milliarden US-Dollar im Jahr.

Lesestoff:

Birgit Müller, Martin F. Quaas, Karin Frank and Stefan Baumgärtner (2011): Pitfalls and potential of institutional change: Rain-index insurance and the sustainability of rangeland management. Ecological Economics. 70(11), 2137-2144.
http://dx.doi.org/10.1016/j.ecolecon.2011.06.011

roRo; Foto: Birgit Müller, UFZ

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