Regio-Schwindel
Handel
Wie viel Regionalität ist drin?
Für die einen ist Regionalität ein Umkreis von 100 Kilometern, für andere ganz Deutschland, für einige auch die EU. Food Nationalism ist, wenn Zutaten aus dem Nachbarland nicht mehr erlaubt sind. Davor haben Erzeuger und Politiker Angst. Dann wird der Trend Regionalität zu einem ausschließlichen Begriff, der sich mit dem Binnenmarkt nicht mehr verträgt. Das Regionalfenster des Bundeslandwirtschaftsministeriums will für mehr Klarheit sorgen und hat auf der Grünen Woche in diesem Jahr den offiziellen, aber auch umstrittenen, Startschuss erhalten [1].
Solange es keine klaren Regeln gibt, nutzt die Werbung die Region als emotionales Bindeglied zwischen Ware und Verbraucher. So lange es keine klaren Regeln gibt, findet Öko-Test auch immer Grund, die praktizierte Regionalität zu kritisieren.
Die Tester fanden jetzt Mängel bei Produkten, die schon im September 2011 aufgefallen sind. So wirbt Norma für einen Apfel-Birnen-Saft mit „heimischen Früchten“, will jedoch auch auf Nachfrage nicht offen legen, woher Apfel und Birnen stammen.
Die Hauptzutat der Rhöner Eiernudeln bei Rewe ist zu 70 Prozent Hartweizen. Der aber kommt aus einer Mühle bei Mannheim, was definitiv nicht in der Rhön liegt. Dieses Produkt wirbt mit dem Label „hessischer Direktvermarkter“, dürfte aber noch nicht einmal das Regionalfenster tragen. Denn dafür muss die Hauptzutat zu 100 Prozent aus der bezeichneten Region stammen. Wenn nicht, dann müssen die weiteren Zutaten aus der Region stammen, bis die Warenmenge durchschnittlich mehr als zu 51 Prozent aus der Region stammt.
Für Öko-Test hat das Regionalfenster Zukunft und führt ein Beispiel an, wies es richtig sein könnte (s. Foto)
Lesestoff:
[1] Regionalfenster startet bei Kaiser´s
roRo; Foto: Öko-Test