Regionale Energiekonzepte in Brandenburg
Handel
Wirtschaftsförderung durch erneuerbare Energien
Die Energiewende braucht eine Umsetzungsstrategie vor
Ort. Und obwohl das Windrad oder der Maistransporter oft als störender Eingriff
in den Lebensalltag empfunden wird, sind erneuerbare Energien mehrheitlich
beliebt, wie eine Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien im
Sommer ermittelte.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der
Endlichkeit der fossilen Ressourcen führt auch kein Weg an Sonne, Wind, Wasser
und Biomasse vorbei. Brandenburg stellt gerade regionale Energiekonzepte auf,
die auf die Kommune und den Landkreis herunter gebrochen die dezentrale
Energieversorgung langfristig sicher stellen soll. Eine der fünf Regionen ist
Uckermark-Barnim, was sich nordöstlich von Berlin bis zur Oder und an
Mecklenburg-Vorpommern erstreckt. 4.500 Quadratkilometer groß, mit 308.000
Einwohnern. Außerhalb von Eberswalde und Schwedt eine Region mit dünner
Besiedlungsdichte und daher eine Herausforderung an die dezentrale
Energieversorgung. Am Montag hat die Regionale Planungsstelle Uckermark-Barnim
im Beisein von Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffer die ersten
Ergebnisse vorgestellt.
Abgestimmt und Mitgenommen
Bodo Ihrke, Landrat des Landkreises Barnim, betonte,
dass das Konzept mit anderen Projekten und Beteiligten abgestimmt ist, damit
verschiedene Ideen nicht gegen einander laufen. Die Frage der Wertschöpfung
dient als Motivation und die Analyse ob eine dezentrale Energieversorgung
angesichts von Angebot und Nachfrage überhaupt möglich ist. Jede Kommune
erstellt dabei ihren individuellen Energiemix. Die einen haben viel Wald, die
anderen gute Standorte für Windkrafträder und jeder eigene Vorstellungen über
ausgewiesene Naturschutzgebieten.
Das Projekt ermittelt derzeit den Ist-Zustand des
Energieverbrauches, schaut nach Möglichkeiten der Substitution und fördert die
Energieeffizienz. Zusammen sollen die Landkreise einen Strukturwandel hin zu
einer dezentralen Energieregion machen, die dem ländlichen Raum neue
Wirtschaftsmöglichkeiten gibt.
So verlassen alleine in der Region Uckermark-Barnim
jährlich rund 220 Millionen Euro für die Nutzung der Wärmeenergie. Der Umbau
bis 2020 könnte dagegen sogar 245 Millionen Euro in die eigene Energiewirtschaft
speisen. Kommunen können von dem Geld profitieren und die Region mit neuen
eigenen Mitteln für die Menschen bewirtschaften. Im Idealfall entsteht ein
attraktiver Wirtschaftsraum in dünn besiedeltem Gebiet.
Wichtig ist dabei, so Ihrke, dass das Thema mehr
Menschen bewegt, also aktiv in die Wirtschaft einbringt, als vorher gedacht.
Vom Anlagenbauer bis zum Wartungsmechaniker. Klar ist aber auch, dass es keine
Blaupausen gibt. Jede Kommune setzt den Energiemix standortspezifisch zusammen.Diese Idee ist in Deutschland einmalig, erläutert
Claudia Hense, Leiterin der Planungsstelle Uckermark-Berlin. Die Arbeit wird
mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit begleitet, damit auch die
„Betroffenen“ der neuen Energien vor Ort einbezogen werden können. 2012 soll
der Regionalplan fertig sein und Hense verspricht: „Wir wollen kein Papier für
die Schublade produzieren.“
Systemintegration
Nach Wirtschaftsminister Ralf Christoffer muss die
Energiewende von unten her, also von den Kommunen aus, umgesetzt werden. Das wichtigste
dabei ist aber die Systemintegration aller verschiedenen Energien, die Frage
nach den Speichermöglichkeiten und der Netzausbau. Für Brandenburg müssen für
1,2 Milliarden Euro rund 1.500 Kilometer 110-kV-leitungen gebaut werden.
Zusätzlich fehlen 380-kV-Leitungen, deren Kosten von etwa 800 Millionen Euro
aber bundesweit umgelegt werden.
Erst wenn das alles steht, können die Kommunen auch
flexibel ihren Energiemix zusammenstellen, so Landrat Ihrke. Dann können sie
auch bei veränderten politischen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise ein
verändertes Einspeisegesetz, reagieren.
Bestandsanalyse
So weit ist die Region aber noch nicht. Die ersten
Ergebnisse haben sich mit den Kosten der Wärmenutzung beschäftigt. Im Landkreis
Uckermark verbrauchen 130.000 Einwohner jährlich rund 1,4 Milliarden kWh Wärme.
Dadurch entstehen Kosten in Höhe von 108 Millionen Euro. Vom Durchschnittswert
832 Euro pro Kopf und Jahr weichen die einzelnen Kommunen aber stark ab. In der
Stadt Schwedt mit hoher Siedlungsdichte liegen die Kosten bei 690 Euro, im
Nordwesten der Uckermark mit sehr dünner Besiedlung bei 911 Euro.Uckermark-Barnim ist auch eine besonders mobile Region
mit vielen Pendlern nach Berlin. Die Bestandsanalyse hat Anomalien ermittelt.
Eberswalde ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut eingebunden, weist
aber die meisten Zulassungen an Kfz auf. Hier werden die Bürger aufgefordert
sein, die Energiewende auch persönlich zu vollziehen. Die Mobilität verschlingt
etwa die Hälfte der Energiekosten, erklärte Burkhard Zschau von Faktor-i3
GmbH, die an der Umsetzung des Konzeptes mitarbeitet.
Erneuerbare Energien in Brandenburg
Der Anteil der neuen Energien lag im Jahr 2007 bei 13,4
Prozent des Primärenergieverbrauches. Der Anteil an der Nettostromerzeugung lag
bei 18,8 Prozent und entspricht der Menge von 8.158 Millionen kWh.
Spitzenreiter ist die Windkraft , die sich seit 2001 auf heute 4.300 MW
vervierfacht hat. Nach Niedersachsen liegt Brandenburg damit auf Platz zwei bei
der installierten Leistung. Bis 2020 sollen es 7.500 MW sein.
Auch die Biomasse ist erfolgreich. Zwischen 2007 und
2009 stieg die Anlagenzahl von 80 auf 191. Die Brandenburger mögen
Pelletheizungen. In den Haushalten sind Anlagen für 15.363 kW installiert, die
jährlich rund 25 Millionen kWh Energie erzeugen.
Aber auch für andere Bundesländer ist Brandenburg
erfolgreich. Etwa 40 Prozent der in Deutschland gefertigten Solarmodule stammt
aus der Region zwischen Elbe und Oder.
Lesestoff:
Die ersten Zwischenergebnisse werden heute auf der Seite www.energiekonzepte-brandenburg.de veröffentlicht.
Den „Bundesländervergleich Erneuerbare Energien 2010“ finden Sie unter www.leitstern2010.de
Roland Krieg (Text und Fotos)