Regionalität schlägt Bio
Handel
Regional ist den Menschen näher als Bio
Eine repräsentative Studie von A.T. Kearney sieht „Regionalität vor Bio“ in der Verbrauchergunst. Auch wenn Regionalität nicht definiert ist, landet regionale Ware im Einkaufskorb. Bei der Hälfte der Befragten sind mehr als 20 Prozent der Lebensmittelprodukte. Für die Händler ist das Ergebnis eine Aufforderung, ihr Sortiment zu differenzieren und einen klaren Preislagenaufbau zu gestalten. Die Umfrage fand in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt.
Großes Potenzial
Vor allem die Österreicher lieben regionale
Lebensmittel. Sie liegen mit 60 Prozent deutlich vor Deutschland mit 47 und der
Schweiz mit 41 Prozent. Die Top Five-Produkte sind Eier, Gemüse, Obst, Fleisch
und Milchprodukte.
Dabei hat jeder ein anderes Verständnis, was regional
ist: „Anders als bei 'bio' gibt es derzeit noch kein einheitliches Verständnis,
was unter 'regional' genau zu verstehen ist. Standards und Gütesiegel fehlen. Grundsätzlich
bieten zwar viele Lebensmitteleinzelhändler regionale Produkte an, es gibt
bisher allerdings nur wenige Initiativen, die ein klares und transparentes
Vorgehen erkennen lassen“, sagt Dr. Mirko Warschun, Leiter des
Beratungsbereiches Konsumgüterindustrie.
Daher ist es schwer, den genauen Wert zu ermitteln, den
regionale Lebensmittel erzielen. Die Studie behilft sich mit einem Vergleich
aus dem Biobereich. In allen drei Ländern hat das Biosegment2011 einen Umsatz
von 9,5 Milliarden Euro. Das waren 4,5 Prozent des Gesamtumsatzes. Seit 2008
liegt das jährliche Wachstum bei sechs und acht Prozent. Die Aussagen bei
regionalen Produkten schwanken drastisch – aber die Befragten geben an, sie
kaufen nur zu zehn Prozent Bioprodukte.
Warum regional?
Kunden verbinden mit Regionalität ein verbessertes
Sortiment (56 Prozent), Unterstützung der lokalen Wirtschaft (52 Prozent), eine
gesunde Alternative (40 Prozent) sowie ein Engagement für die Umwelt (34
Prozent).
Fast die Hälfte (47 Prozent) versteht unter
Regionalität eine Entfernung von nur 100 Kilometern. Wird Regionalität mit 200
Kilometer vorgegeben, traf das nur noch bei 16 Prozent der Kunden auf
Zustimmung.
Darf es etwas mehr sein?
Die Abfrage nach der Zahlungsbereitschaft entspricht
nicht immer dem Betrag, der auch an der Kasse gezahlt wird. Nach A.T. Kearney
würden bei Fleisch 39 und bei Eiern 36 Prozent der Verbraucher mehr Geld für
regionale Produkte ausgeben. Auch bei Gemüse greifen 30 Prozent der Befragten
tiefer in die Tasche. Toleriert werden Preisaufschläge von bis zu 15 Prozent.
Wochenmärkte und Biofachhandel gelten als Orte
regionaler Lebensmittel. Dort kaufen die Kunden zu 42 Prozent ihre Ware ein.
Aber mehr suchen sie lokale Marken in Supermärkten: 43 Prozent. Obwohl mit
steigender Marktgröße das Vertrauen schwindet. Unter diesem Aspekt hat auch der
Online-Handle ein Akzeptanzproblem. Mit 2,73 liegen die Online-Shops auf der
Skala zwischen 1 und 5 am untersten Ende der Vertrauenswürdigkeit.
Verfügbarkeit
Die wahrgenommene Verfügbarkeit regionaler Waren in
ihrem Einkausfsort liegt mit 82 Prozent sehr hoch. Ist aber kein ausreichendes
Angebot vorhanden, dann wechseln die Kunden auch das Geschäft. Die
Wechselbereitschaft ist in der Schweiz mit 40 Prozent besonders gering. Alle
drei Länder kommen im Schnitt auf 63 Prozent.
Warschun glaubt an weiteres Wachstum des regionalen
Marktsegments. Die Kunden werden ihre Kaufentscheidung an der richtigen
Kombination von Angebot, Preis und Information ausrichten. Die Händler, die das
schaffen, erzielen einen Wettbewerbsvorteil.
roRo