Rettet Tourismus den ländlichen Raum?
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Auf dem Weg zum Tourismuskonzept
„Tourismus und Landschaftspflege verknüpfen“ heißt der Ansatz von Union und FDP, der von der Bundesregierung ein Tourismuskonzept fordert, und sowohl dem Tourismus als auch dem ländlichen Raum Vorteile bringen soll. Marlene Mortler, tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU, sieht im Tourismus einen Wachstumsmarkt und für den heimischen Landtourismus noch viel Potenzial. Naturtouristische Angebote sollen ausgebaut werden, freiwillige Kooperationen zwischen Grundstückseigentümern und Bauern sollen Tourismus und Naturschutz gemeinsam voranbringen. Mortler wies darauf hin, dass Tourismus den Landwirten ein zweites Standbein geworden ist.
Wirtschaftsfaktor Tourismus
„Vitale ländliche Räume brauchen eine
wirtschaftliche Basis“, begründet Mortler den Unionsantrag. Der Tourismus
gehört zu einer regionalen Wertschöpfung dazu und sichert bundesweit 2,8
Millionen Arbeits- und 115.000 Ausbildungsplätze. Der Tourismus verflechtet
Verbraucher mit Land- und Forstwirten. „Tourismus und Landwirtschaft brauchen
sich gegenseitig“, so Mortler.
Nach Klaus Brähmig von der Union sind viele
Landwirtschaftsbetriebe gefährdet, weil sich in einigen Regionen die
„Landwirtschaft nicht mehr allein trägt“. Modellregionen für einen
ganzheitlichen Ansatz sollen beweisen, dass Arbeit, Umweltschutz, Infrastruktur,
Energieversorgung und die Verbesserung der Lebensqualität Mosaiksteine sind,
die zusammen passen.
Nichts Neues
Nach Dr. Ilja Seifert (Die Linke) ist der
angenommene Antrag nur ein „Schaufensterantrag“. Schon vor zwei und drei Jahren
gab es sowohl von seiner Partei als auch von der großen Koalition Bemühungen,
mit dem Landurlaub den ländlichen Raum zu stärken. Doch es blieb alles wie es
ist, so Dr. Seifert.
Die Wirkungen des Landurlaubs auf den
ländlichen Raum sind unstrittig. Branchenunterstützende Rahmenregelungen rufen
nicht nur direkte wirtschaftliche Effekte hervor, sondern wirken indirekt auf
den Ausbau „intakter, lebenswerter und attraktiver ländlicher Räume“, so Heinz
Paula (SPD). Der Landurlaub könne sogar die demografische Entwicklung abfedern.
Allerdings fehle trotz Antrag der Union immer noch die „Bereitschaft für eine
Gesamtstrategie“ für die Tourismuswirtschaft. Paula kritisiert die Kürzungen
der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes“ und bei der „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“.
Bei vorliegenden Konzepten aus Bayern fürchtet Paula die einseitige Förderung
von Zentren und Vernachlässigung des ländlichen Raums.
Tourismus kein Allheilmittel
Horst Meierhof (FDP) grenzt ein: „Tourismus
kann eine mögliche Antwort sein.“ Für die Menschen sind auch Arbeitsstellen
außerhalb der Landwirtschaft notwendig, damit sie auf dem Land bleiben. Nach
Meierhof gilt es, die Frage zu beantworten: „Wie bekommen wir also Arbeit in
den ländlichen Raum?“
Für Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen)
ist die Stärkung der zweiten Säule im Rahmen der Agrarreform für die Zeit nach
2014 der Schlüssel für die regionale Wirtschaftsentwicklung und den
Naturschutz.
Lesestoff:
In der letzten Woche hat eine
regionalökonomische Studie zum Müritz-Nationalpark die Wirkung des
Naturtourismus auf die Wirtschaft beschrieben
Teile des Bayerischen Waldes haben sich mit
der Innovation Mechatronik Arbeitsplätze auf dem Land gesichert.
Ob mit oder ohne Tourismus: Das Dorf braucht
eine Seele, wie sie in Schleswig-Holstein mit dem Markttreff wiederbelebt wird.
Dem Tourismus droht neue Ungemach: Auf der
ITB kritisierte der Ausschuss für Tourismus, dass die Bundesländer im Jahr 2012
aus dem länderübergreifenden Inlandsmarketing austeigen.
Roland Krieg