RFID als Umweltproblem?
Handel
UBA-Studie zum RFID im Müll
Die Gammelfleischskandale haben die Radio Frequency Identification (RFID) – Technik für den Handel interessant gemacht. Bis dato war der Chip eine Hilfe für Unternehmen mit anspruchsvollen Logistikprozessen. Der Mikrochip an der Ware lässt sich über Funk auslesen und zeigt an, wo wie viel Produkte sich gerade auf welchem Weg befinden. Waren lassen sich optimaler steuern und tippt die Kassiererin den Ladenpreis ein, wird über den Computerterminal gleich wieder nachbestellt.
Doch der RFID-Chip kann noch mehr: Mit ihm lässt sich die Rückverfolgbarkeit von Waren lückenlos nachweisen und sensible Lagerungsparameter wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit speichern. Den Händlern kann über den Mikrochip ein ganzes Handbuch mitgeliefert werden.
Kritiker sehen in den vielen Möglichkeiten die Gefahr, dass Kunden gläsern werden: Daten können aus der Ferne ausgelesen werden, das Anlegen von Kundenprofilen werde erleichtert.
Bevor eine endgütige Bewertung der RFID-Technik vorliegt, hat das Umweltbundesamt (UBA) neue Bedenken angemeldet: „Landen RFID-Tags eines Tages massenhaft ohne durchdachtes Vorsorgekonzept im Abfall, kann es zu nicht rückholbaren Verunreinigungen der Recyclinggüter Glas und Plastik kommen“, stellt Lorenz Erdmann fest. Er ist der Studienleiter des IZT-Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung aus Berlin.
Lösungen mit dem Handel finden
Bisher sind die „intelligenten Etiketten“, die den Barcode ablösen sollen, hauptsächlich auf Rasierklingen und bei hochwertigen Parfums vorhanden. In Zukunft sollen sie aber auf allen Verpackungen aufgebracht werden. So hat sich Erdmann angeschaut, was passiert, wenn die Kunden zu Hause die RFID-Tags in den Mülleimer, die Gelbe Tonne oder in den Altglascontainer werfen. Die Tags verunreinigen den Abfall und können nicht mehr herausgeholt werden, so das Ergebnis.
Offenbar gibt es aber einfache Lösungen: „Beispielswiese wird Schaden beim Glasrecycling schon vermieden, wenn die Tags nur in die Banderole der Bierflasche und Gurkengläsern integriert werden und nicht auf den Glaskörper selbst geklebt werden. Ähnliches gilt für Kunststoffverpackungen, wie zum Beispiel PET-Flaschen“, fasst Prof. Lorenz Hilty von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) aus St. Gallen zusammen. Werde die Banderole „getaggt“ und vor der Entsorgung der Verpackung getrennt, werden das Plastik- und Glasrecycling nicht gestört.
Lesestoff:
Die Studie kann beim UBA eingesehen werden: www.umweltbundesamt.de /uba-info-medien/dateien/3845.htm
roRo; Foto: UBA