Rohstoffpreise gleich Verbraucherpreise?

Handel

Wertanteil von Rohstoffen ist unterschiedlich

Zur Zeit gibt es zwei Gelegenheiten bei denen Verbrauchern höhere Lebensmittelpreise angedroht werden. Zum einen nutzen Verbände gerne den steigenden Wettbewerb zur Bioenergie, um auf Preiserhöhungen hinweisen, zum anderen gelten Wetterextreme wie die zurückliegende Frühjahrstrockenheit, um dem Verbraucher mehr abzuverlangen. Oft muss dann der Deutsche Bauernverband wie zuletzt bei der Braugerste auf komplexere Zusammenhänge hinweisen, damit Konsumenten nicht verunsichert werden.
Kleinere Ernten können zwar schon aufgrund des geringeren Angebotes zu höheren Erzeugerpreisen führen, aber die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) weist deutlich darauf hin, dass das Marktgeschehen im Lebensmittelsektor sehr vielschichtig ist.

Geringer Wertanteil bei hoher Verarbeitung
Grundsätzlich gilt, so die Einschätzung der ZMP, dass er wertmäßige Rohstoffanteil abnimmt, je höher ein Produkt verarbeitet ist. Vom Ei, das der Konsument praktisch als „Rohware“ entgegennimmt, erhält der Bauer einen höheren Erlösanteil als bei Brot oder einem Stück Kuchen. Bei verarbeiteten Produkten schlagen Energie-, Transport-, Lager und Personalkosten genauso zu Buche wie Mieten und Steuern. Oft haben Preisänderungen in diesen Bereichen deutlichere Auswirkungen als die Erhöhung der landwirtschaftlichen Rohstoffpreise. Zumal diese auch wieder sinken können.
Die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft hat zuletzt 2004/2005 den Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben berechnet: Bei Brot sind es lediglich 3,5 Prozent für das Getreide, bei Kartoffeln liegt der Wert bei 15 Prozent, bei Zucker bei 35, bei Fleisch und Fleischwaren bei 26 und bei Milchprodukten durchschnittlich bei 39 Prozent. Das meiste Geld bekommen die Bauern bei Eiern – 71 Prozent je Ei. Im Durchschnitt liegt der Wertanteil bei 25 Prozent und betrug vor 15 Jahren noch 31 Prozent.
Verbraucherausgaben

Gefühlte Teuerung
Nach gründlicher Analyse kommt Dr. Paul Michels, Leiter der Abteilung Marktforschung der ZMP zu folgendem Schluss nach der Frühjahrtrockenheit: „Die derzeitigen Verbraucherpreise für Nahrungsmittel weisen keine ungewöhnlichen Entwicklungen auf.“ Seit dem letzten Herbst haben sich Nahrungsmittel zwar stärker verteuert als in den Jahren zuvor. Trotzdem seine die Lebensmittelpreise keine Inflationsbeschleuniger. Im März lag der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke bei zwei Prozent im Vergleich um Vorjahr – der Index der allgemeinen Lebenshaltung bei 1,9 Prozent.
In den ersten beiden Maiwochen mussten Verbraucher beispielsweise neun Prozent mehr für Geflügel und Kartoffeln ausgeben. Bei Geflügel habe sich jedoch nach Abflauen der Aufregung um die Vogelgrippe die Nachfrage so kräftig belebt, dass das Angebot kaum hinterher kommt. Bei Kartoffeln wirkte noch das knappe Angebot aus der Ernte 2006 nach. Die jetzt auf dem Markt kommenden Speisefrühkartoffeln liegen bereits wieder unter Vorjahresniveau.
Im Vergleich zu den Mobilitätskosten fallen Teuerungen für Lebensmittel durchschnittlich kaum mehr ins Gewicht.

roRo; Grafik: DBV

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