Rural Development Teil II
Handel
Der Wasserpumpe einen Rahmen geben
Auf der Suche nach dem richtigen Ansatzpunkt für eine effektive und nachhaltige Entwicklungshilfe rückt der Fokus mehr und mehr auf administrative Ziele und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in den Ländern. Aus der „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird vermehrt eine „Hilfe zur eigenbestimmten Vermarktung“.
Afrika braucht Reformen
Ibrahim Assane Mayaki, früherer Premierminister von Niger, ist heute Geschäftsführender Direktor der Plattform für ländliche Entwicklung in West- und Zentralafrika. Es müsse viel mehr untersucht werden, wie die einzelnen Staaten funktionieren. Die Geberländer wollten eher die Strukturen, die sie vorfinden verändern, klagte er gestern Nachmittag auf dem Zweiten Europäischen Forum für nachhaltige Entwicklung in Berlin. Mit Klientelen, Privilegien, Korruption, aber auch eigenen Formalismen und individueller Kultur funktionieren viele Länder anders als in Europa. Viele Ideen aus dem Norden seien einfach nicht umzusetzen. Regierung und Gesellschaft in Afrika brauchen neue Ideen.
Auf dem Marktplatz des Forums |
Dabei könnten die Geberländer eine Führungsrolle übernehmen. Mit Selbstverwirklichung, Eigeninitiative und Selbstbewusstsein können begrenzte Investitionen in kleine Wachstumsmärkte mehr erreichen, als großflächige Hilfen bei der Verwirklichung der Millenniumziele, die danach noch mehr Finanzen verbrauchen.
Hinter den politischen und sozialen Rahmenbedingungen stehen allerdings auch Menschen. Eine Entwicklungsarbeiterin aus dem Senegal gab zu bedenken, dass die Menschen oft nach einer politischen Wahl enttäuscht bleiben, weil keine sichtbaren Effekte eintreten. Sie wählten letztlich diejenigen, die mehr Geld und nicht mehr Selbstbewusstsein versprechen.
Afrika braucht Einigkeit
Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es 13 wirtschaftliche Vereinigungen. Augustin Wambo aus dem NEPAD Sekretariat zeigte beispielsweise, dass Tansania zusammen mit Kenia und Uganda in der East African Community (EAC) vertreten ist, aber ohne diese mit Kongo, Malawi oder Simbabwe einen Teil der South African Development Community (SADC) ausmacht. Die letzteren suchen mit Kenia und Uganda im Common Market for Eastern and Southern Africa (COMESA) wiederum einen Interessensausgleich. Oft verfolgen die Länder nebeneinander gleiche, mitunter aber auch widersprechende Interessen.
Politik, Finanzen und Ressourcen sollen aber effektiv gebündelt werden. Peter Conze ist Generaldirektor der Afrikaabteilung der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) und formuliert die vier großen Herausforderungen für den Kontinent: Wasser, Energie, Informationstechnologie und Kommunikation. Das allergrößte Haupthindernis ist die Infrastruktur. Sowohl in der Qualität als auch in der Quantität.
Das Budget der GTZ muss ab 2008 zu einem Viertel in überregionale Projekte investiert werden, damit die Märkte zusammen wachsen und Hilfe effektiver eingesetzt wird.
...Als weiteren Schritt versucht EPOPA die Qualitätsstandard der Produkte zu erhöhen: Bei der Ernte, Lagerung und eigenen Verarbeitung. Dazu gehören Trockenfrüchte, gepresste Öle, Instant Kaffee oder Konserven. Da EPOPA hauptsächlich mit den Exporteuren arbeitet, können viele Kleinbauern an den Programmen teilnehmen und eine Gruppenzertifizierung erhalten. Höhere Preise für Bioprodukte ziehen im Wettbewerb auch die Preise für die nicht zertifizierten Produkte auf dem heimischen Markt nach oben. Dann beginnen lokale Händler ebenfalls nach besseren Qualitäten zufragen. Für EPOPA ist das ein Effekt für den nicht-agrarischen Sektor im ländlichen Raum: Ein begrenztes Engagement für eine kleine Gruppe als Vorlage für andere Marktteilnehmer, die den Erfolg kopieren wollen. |
Während früher beispielsweise eine Wasserpumpe in Afrika als griffiges Modell für Entwicklungshilfe herhalten konnte, hat sich mit den neuen Modellen einiges geändert. Herd-und-Hof.de hat Peter Conze danach gefragt: „Afrika braucht sehr viele Wasserpumpen. Dafür braucht man eine richtige Politik, den richtigen Einkauf für angepasste Wasserpumpen und einen einheitlichen Plan.“ Sind die Rahmenbedingungen richtig gesteckt, dann kommt am Ende die richtige Hilfe mit nachhaltiger Wirkung heraus.
„Aid for trade“ soll demnach aber nicht nur auf eine Beteiligung am Weltmarkt zielen, sondern, so Peter Conze, eine Hilfe für den regionalen Handel sein.
Das werde nicht reibungsfrei verlaufen prophezeit Christian Kohlmeyer, Leiter des Referats „Ländliche Entwicklung“ im BMZ: „Keine Entwicklung ohne Konflikte. Entwicklung zielt sogar auf Konflikte wie die Allokation von Ressourcen ab.“
Hoffnung für den nächsten richtigen Schritt ist der Anfang Dezember in Lissabon stattfindende „EU-Afrika-Gipfel“. Unter der portugiesischen Ratspräsidentschaft soll der politische Dialog mit Afrika vom 09. bis zum 11. Dezember zu verbesserten Entwicklungsprogrammen führen.
Der erste Teil beschrieb die Einführung der Tagung in das Thema.
Den Abschluss finden Sie hier.
roRo; Grafik und Foto: EPOPA