Schnelles Internet: GB schlägt D
Handel
Schnelles Internet kommt in Großbritannien schneller voran
Zur Aufwertung des ländlichen Raumes gehört das Internet und vor allem das schnelle Internet. Telebildung, Telemedizin und Internetshops sowie Architekten und der Maschinenbau sind auf die schnelle Bewältigung großer Datenmengen angewiesen. Wer mit Spezialitäten internationale Kunden bedienen kann, setzt ebenso auf eine digitale Verbindung. Diese Vision haben nicht nur die Deutschen, sondern auch die Engländer. Gerade eben haben die mehr als eine Million Haushalte mit dem schnellen Internet versorgt und sind damit fleißiger als die bundesdeutschen Kollegen.
Meilenstein eine Million
Der Anschluss von einer Million Haushalte bekräftigt
die britische Regierung in ihrem Plan, bis 2017 rund 95 Prozent aller Haushalte
mit dem schnellen Internet verbunden zu haben. Mehr als 40.000 Anschlüsse
werden wöchentlich neu verlegt. Das Glasfibernetz vereint nach Angaben von
Gavin Patterson, Chef der British Telecom, Hamshire mit den Hochlandregionen,
ist unter Wasser bis zu den Äußeren Hebriden verlegt und erreicht die
abgelegensten Regionen in Wales.
Die Regierung spendiert etwa 1,7 Milliarden britische Pfund für die geplante Versorgung und rechnet mit einem Nutzen in Höhe von 20 Pfund für jeden investierten. Bis 2024 sollen zusätzlich 56.000 Arbeitsstellen geschaffen werden.
Der aktuelle Netzausbau schaufelt etwa 1,5 Milliarden Pfund in die regionalen Ökonomien und die Regierung rechnet bis 2024 dort mit einem Mehrwert von 275 Millionen Pfund im Monat. England hat die größte Netzabdeckung mit dem schnellen Internet innerhalb der EU. Derzeit laufen Pilotprojekte, auch noch die letzten fünf Prozent mit der Glasfasertechnologie abzudecken.
„Das Netz wird die Art zu leben und zu arbeiten neu definieren“, sagt Kulturminister Sajid Javid. Die Menschen können das Netz ohne Einbußen in der Geschwindigkeit für soziale Kontakte und Unterhaltung nutzen und Firmen werden ihre Umsätze steigern und vielleicht erstmals Anschluss an den internationalen Markt erhalten. Das Netz wird nach Ansicht der neuen Landwirtschaftsministerin Elizabeth Truss die Lücke zwischen Stadt und Land überbrücken.
Deutschland im Vergleich
In Deutschland läuft das anders. Da geht es nicht nur um das schnelle Internet, sondern auch überhaupt erst mal um eine Internetversorgung. Im Rahmen eines „Sherpaprozesses wird derzeit ein Kursbuch Netzausbau erarbeitet, das die notwendigen Meilensteine für eine flächendeckende Breitbandversorgung aufzeigt“, heißt es im Juni seitens der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion. Dieses Kursbuch wird erst im Herbst 2014 fertig sein. Die Bundesregierung wird aber nur für Rahmenbedingungen sorgen. Die Umsetzung eines flächendeckendes Netzes sei Aufgabe der Telewirtschaft und nicht aus dem Grundgesetz als Aufgabe der Bundesregierung herauszulesen.
Ob das mit der Telewirtschaft allerdings klappt, bleibt zweifelhaft. Im Interview mit der Frankfurter Rundschau vom Wochenende hinterfragte Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef der Telekom, den Begriff „flächendeckend“. Vor allem die letzten Prozent seien schwer zu schaffen und die Vorgängerregierung habe ihre eigenen Ausbauziele nicht erreicht. Möglich sei aber das Zieljahr 2018. Van Damme setzt auf weitere Förderung, weil ein Kilometer Tiefbau bis zu 60.000 Euro kostet, der am Ende wieder eingespielt werden müsse. Van Damme hält eine Anschlussrate für ein VDSL-Netz von 65 Prozent privatwirtschaftlich für möglich. Alles, was darüber hinaus geht, brauche Fördermittel vom Bund.
Roland Krieg; Foto: Kulturministerium GB