Schwacher Jahresauftakt für Ernährungsindustrie
Handel
Konjunkturbericht der Ernährungsindustrie
Konjunktur
Die Ernährungsindustrie erwirtschaftete im Januar 2016
insgesamt 12,7 Mrd. Euro. Der Branchenumsatz sank, unterstützt durch fallende
Verkaufspreise im Exportgeschäft, im Vorjahresvergleich um 1,9 Prozent,
mengenmäßig betrug der Umsatzrückgang noch 1,4 Prozent. Damit setzte sich die
schwache konjunkturelle Entwicklung in der Branche auch zum Jahresauftakt 2016
fort. Entgegen der Erwartungen konnte das sonst wachstumsträchtige
Exportgeschäft im Januar 2016 nicht ausgebaut werden, die Lebensmittelausfuhren
sanken im Vorjahresvergleich um 2,9 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro. Demzufolge
entwickelte sich auch die Lebensmittelproduktion verhalten, der kalender- und
saisonbereinigte Produktionsindex sank im Januar um 1,2 Prozent gegenüber dem
Vorjahr.
Das fehlende Wachstum im Inland, zunehmende Exporthürden, hohe
Produktionskosten, mehr internationaler Wettbewerb und der Fachkräftemangel
setzen die Unternehmen der Ernährungsindustrie erheblich unter Druck und
begründen weitere Konsolidierungstendenzen am Markt.
Agrarrohstoffmärkte
Die Agrarrohstoffpreisentwicklung ist bedingt durch die Angebots- und Nachfrageentwicklung am Weltmarkt und somit auch durch Ernte, Witterung und Lagerbestände. In einigen Teilbranchen kommt es immer wieder zu Knappheit aufgrund dieser Marktvolatilitäten. Da viele Agrarrohstoffe in US-Dollar gehandelt werden, wirken zudem auch Wechselkursschwankungen auf die Preise. Die Agrarrohstoffpreise befinden sich im Gegensatz zu den Preisen für Rohöl und Industrierohstoffe auf einem anhaltend hohen Niveau. Eine gute Angebotslage ließ den HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel im Februar 2016 um 2,8 Prozent gegenüber dem Vormonat bzw. 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen. Hohe Rohstoffpreise fordern bei dem starken Ertragsdruck das Kostenmanagement in der Lebensmittelherstellung heraus.
Ausblick: Geschäftsklima
Die Stimmung bei den Unternehmen der
Ernährungsindustrie ist ein Indikator für die konjunkturelle Entwicklung. Das
Geschäftsklima hat sich im März 2016 wieder aufgehellt, der entsprechende
ifo-Index stieg um 4 Punkte auf ein mehrheitlich positives Stimmungssaldo.
Dabei zeigten sich vor allem die Geschäftserwartungen der
Lebensmittelhersteller erstmalig seit fünf Monaten wieder zuversichtlich und
die Erwartungen an das Exportgeschäft für die kommenden drei Monate stiegen
sogar über das Vorjahresniveau. Mehrheitlich negativ schätzten die Unternehmen
hingegen die aktuelle und zukünftige Entwicklung der Verkaufspreise ein.
Das Geschäftsumfeld der Lebensmittelhersteller wird rauer. Dies bestätigt auch
die aktuelle Studie der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie und
des Beratungsunternehmens Ebner Stolz Management Consultants
"Wetterwechsel. Steigender Ertragsdruck in der Ernährungsindustrie -
Herausforderungen und Strategien". Demzufolge sind 60 Prozent der
befragten Unternehmen unzufrieden mit der aktuellen Ergebnislage und sogar 61
Prozent der befragten Top-Entscheider erwarten, dass sich diese Entwicklung in
den kommenden drei Jahren fortsetzen wird.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Das Konsumklima in Deutschland befindet sich insbesondere im europäischen Vergleich auf einem hohen und stabilen Niveau. Die flaue Weltkonjunktur aber auch die offene Lösung der Flüchtlingsfrage in Europa dämpfen jedoch aktuell die Konjunktur- und Einkommenserwartungen, aber auch die Anschaffungsneigung der Deutschen. Diesem Trend positiv entgegen wirken die anhaltend gute Arbeitsmarktlage und die niedrige Teuerung. Insbesondere Letztere begünstigt zunehmend den Einkauf von höherwertigen Lebensmitteln. Im Februar 2016 stiegen die Lebensmittelpreise im Vormonatsvergleich um 0,6 Prozent und im Vorjahresvergleich um 0,7 Prozent. Die Lebenshaltungskosten stiegen in diesem Vergleichszeitraum um 0,4 Prozent bzw. blieben konstant.
Laura Busch (BVE); roRo