Selber Kasse machen

Handel

Kassensysteme am POS

Hinter der Lebensmitteltheke symbolisierten früher Waage und Kasse das Machtzentrum des Geschäftes. Nicht jeder Angestellte durfte auch die Kasse bedienen. Es war meist dem Ladeninhaber vorbehalten und wer heute noch in manchen Entwicklungsländern unterwegs ist, wird an der Tankstelle von mehreren bedient: einer betankt das Auto, einer bietet Essen und Trinken an, einer sitzt an der Kasse und einer läuft mit Geld und Wechselgeld zwischen Kasse und Kunde hin und her. Heute kassiert der Kunde selbst.

Impulsbereich Kasse
Die Kasse hat ihre zentrale Funktion im Geschäft nicht verloren. Eine Studie des EHI Retail Institute aus Köln zeigte im vergangenen Jahr, dass auf der kleinen Kassenzone des Supermarktes große Erträge erwirtschaftet werden. Mit nur 1,5 Prozent des Flächenanteils können hier mit Tabakwaren, Süßigkeiten und Kleineis knapp fünf Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden. Das sind bei einem Supermarkt 34.000, im Verbrauchermarkt 62.500 und im SB-Warenhaus 82.000 Euro. Der Erfolg liegt darin, dass die Kasse der am stärksten frequentierteste Ladenbereich und der wichtigste Impulsgeber ist.

Warenbeschaffung am POS
Der so genannten Point of Sale (POS) lädt aber mittlerweile noch viel mehr Funktionen auf sich. Moderne Kassen sind mit integrierter Warenbewegung ausgestattet und melden Nachkaufbedarf direkt an die Zentrale. Selbst E-Mailverkehr, E-Learning und Logistikfunktionen sind realisierbar. Die Kasse macht dem Computer im Büro bereits Konkurrenz.
„Auf der einen Seite gibt es im Lebensmittelhandel den Drang, mit Selbstbedienungslösungen den Kundendurchsatz zu erhöhen, auf der anderen Seite wollen Fachhändler differenzierte Systeme, um mehr Kundenservice anzubieten“, beschreibt Technologieexperte Cetin Acar im Fachmagazin „Der Handel“ ein Dilemma. Noch mehr ist möglich: Personaleinsatzplanung, Berichtswesen, Systemwaagen, Etikettendruck oder individuelle Kundenbetreuung wie Customer Relationship Management.

SB-Kassen
Einen ganz anderen Trend verfolgen SB-Kassen, die vereinzelt auch in Deutschland schon auftauchen: In den USA wird ein Großteil der in Technologie investierten rund zehn Milliarden Dollar in Systeme gesteckt, bei denen der Kunde seine Ware vor dem Bezahlen selbst „eintippt“. 2006 wurden jenseits des Atlantik bereits 475 Milliarden Dollar an den so genannten „Self-Checkout-Kassen“ umgesetzt. Unumstritten sind die Systeme jedoch nicht, weil der Kunde viel langsamer arbeitet, als eine Kassiererin. So soll Wal Mart erst nach Abschalten verschiedener Sicherungssysteme eine ausreichende Geschwindigkeit bei den Kunden erzielt haben.
In diesem Monat wird Billa (Rewe-Gruppe) in Österreich die zweite Filiale mit einer SB-Kasse ausrüsten und dabei Scannen und Bezahlen voneinander trennen. Die Billa-Mitarbeiter werden dann die Waren noch über einen Scanner ziehen und dem Kunden einen Bon geben. Dieser muss dann mit dem Bon an die Kassenstation gehen und den EAN-Code einscannen lassen. Bezahlt werden kann mit Karte oder bar. Danach erhält der Kunde erst seinen Rechnungsbon, den er an der Ausgangsschranke ablesen lassen muss. Hier werden Warenmenge und Zahlung validiert.
Die Kunden waren zu Beginn über die zwei Bons verwirrt – aber in Spitzenzeiten kann das System bis zu 200 Käufer pro Stunde durch den „Checkout“ führen. In der Lebensmittelzeitung gibt sich Vorstandssprecher Volker Hornstein optimistisch: Die zweite Filiale werde nicht die letzte sein, die umgerüstet wird.

VLE

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