Sicherheit und Entwicklung
Handel
Weltentwicklungsbericht in Berlin vorgestellt
Im Fokus des diesjährigen Weltentwicklungsberichtes der
Weltbank stehen die Themen „Konflikte, Sicherheit und Entwicklung“. Mehr als
1,5 Milliarden Menschen sind in ihren Ländern politischer und krimineller
Gewalt ausgesetzt. Keines dieser Länder kommt auch nur in die Reichweite, eines
der Millenniumsentwicklungsziele zu erreichen.
Weltbankpräsident Robert Zoellick: „Wenn es uns
gelingt, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, können die Länder
vertrauenswürdige und legitimierte Strukturen bilden und ihren Bürgern
Sicherheit und Arbeit geben. In unsicheren Staaten sind doppelt so viele Kinder
unterernährt und gehen dreimal mehr nicht zur Schule als in anderen
Entwicklungsländern.“ Außerdem können Unruhen auf Nachbarländer übergreifen.
Weltweit sind 42 Millionen Menschen aus Krisenregionen
geflohen. 15 Millionen von ihnen ins Ausland.
Sarah Cliffe, Weltbankdirektorin des Berichtes sagte am
Montag in Berlin, dass nicht nur Bürgerkrieg Schäden anrichte, sondern auch
hohe Kriminalitätsraten wie in Guatemala und El Salvador. Wie bei einer
Naturkatastrophe können ein Drittel des Bruttosozialproduktes durch
Kriminalität vernichtet werden. Die Weltbank habe für den Bericht betroffene
Länder besucht und will die verhängnisvolle Verkettung darstellen, die in die
Krise führt. Als Schlüsselelement für Entwicklung aus der Krise sieht Cliffe
die Beziehung zwischen Bürger und Staat. Timor, Mosambik, Georgien und Ghana
seien positive Beispiele für den Aufbau rechtssicherer Strukturen.
Sicherheit und Entwicklung
Der Weltbankbericht identifiziert Arbeitslosigkeit,
ethnische Spannungen , mangelnde Einkommen und steigende Preise als Ursachen
für Konflikte und Gewalt. 90 Prozent der Bürgerkriege in diesem Jahrtausend
finden in Länder statt, die bereits in den letzten 30 Jahren durch Unruhen
geprägt waren. Organisierte Kriminalität behindert oftmals einen
Friedensprozess. Die Armutsrate liegt um 20 Prozent höher als in den anderen
Entwicklungsländern, so der Bericht.
Eine Umkehr ist zeitaufwändig. Die Weltbank rechnet mit
15 bis 30 Jahren für den Aufbau einer vertrauenswürdigen Regierung und gerechten
Rahmenbedingungen. Es ist eine Generationenaufgabe, so Cliffe.

Werkzeuge
Die Weltbank sieht einen kommunalen und einen
internationalen Entwicklungsansatz. Auf kommunaler Ebene sollen
Anti-Gewalt-Programme und der Zugang zur Justiz gewährleistet werden. Die
Justiz müsse in ihrer Basisarbeit ein Bewusstsein für die die Verbindungen
zwischen Politik, ziviler Gerechtigkeit und öffentlicher Finanzen entwickeln.
Regionale Programme zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Aufbau von Märkten
sollen den privaten Wirtschaftssektor nicht außen vor lassen. Frauen müssen in
die Entwicklung mit einbezogen und Anti-Korruptionsprogramme erstellt werden.
Auf internationaler Ebene müssen Konflikte und deren
Verhinderung mehr thematisiert werden, die Hilfsagenturen sollen sich mehr
darauf ausrichten. Internationale, aber auch nationale Politiken müssten einer
Kohärenzprüfung unterzogen werde, ob sie Korruption und Verfolgung begünstigen
und Ernährungssouveränität herstellen. Weltweit solle ein neues politisches
Verantwortungsbewusstsein definiert werden.
„Enorme Bedeutung“
Für Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel ist das
Thema ein sensibles, aber eines „von enormer Bedeutung“. Die Schulterschluss
von Sicherheit und Entwicklung bezeichnete er am Montag als Schlüssel für die
Entwicklung. Niebel schließt die Prävention gegen Gewalt darin ein und da sei
ein integraler Bestandteil der deutschen Entwicklungspolitik. Afghanistan war
sein Beispielland, das er in diesem Zusammenhang am häufigsten nannte.
Im letzten Jahrzehnt haben fragile Staaten rund ein
Drittel der Länder ausgemacht, mit denen Deutschland zusammengearbeitet hat.
Das reiche von Projekten in Slums Südafrikas bis hin zu Projekten mit
ehemaligen Kindersoldaten im Kongo. Aktuell unterstütze Deutschland die so
genannte Jasmin-Revolution in Tunesien mit drei Fonds, die sowohl die Bildung
von Arbeitsplätzen als auch Ausbildungsprojekte finanzieren.
Liberia sei ein weiteres positives Beispiel. Kürzlich
erst hat die EU mit dem westafrikanischen Land ein Abkommen über
den Herkunftsnachweis von Tropenholz abgeschlossen. Die erwirtschafteten Gelder
fließen unter anderem in den Aufbau eines rechtssicheren Staates.
Deutschand habe mit seinen politischen Stiftungen
gegenüber anderen Ländern einen komparativen Vorteil, weil die schon Jahrzehnte
mindestens kulturell in anderen Ländern aktiv sind. Auch der privaten
Wirtschaft räumte Niebel eine Schlüsselrolle zu, auch wenn es für Investoren
schwieriger wird, steigt das Krisenbarometer in einem Land. Um eine Entwicklung
in Gang zu setzen, müsse ein Mindestmaß an Sicherheit vorhanden sein. Derzeit
ist lediglich in Somalia die Lage aussichtslos, so Niebel. Jede
Entwicklungshilfe ist zum erliegen gekommen und nur noch die Katastrophenhilfe
mit einer Lebensmittelversorgung halte sich noch in Gang.
Aufgeben wollen Cliffe und Niebel aber kein einziges
Land. Hier spiele auch die Zivilgesellschaft eine bedeutende Rolle, immer noch
ein Mindestmaß an Kontakten in einem Land aufrecht zu erhalten. Für die Zeit
danach.
Aufbau Süd-Sudan
Ebenfalls am Montag haben die Außenminister in der EU den Vorschlag von EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs angenommen, dem Süd-Sudan 200 Millionen Euro für den Staatsaufbau zur Verfügung zu stellen. Das Geld soll in dem Entwicklungsplan des Landes für die Jahre 2011 bis 2013 in den Bereichen Gesundheit, Ausbildung, Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Demokratie genutzt werden. Piebalg hatte den Vorschlag auf seiner Reise in den Süd-Sudan am 13. Mai gemacht.
Roland Krieg