Spanien darf liberalen Arbeitsmarkt aussetzen
Handel
Keine neuen Rumänen nach Spanien
Europas Stolz ist der gemeinsame Binnenmarkt mit freiem Warenverkehr und Arbeitnehmerfreizügigkeit. Am 01. Mai hat endlich auch Deutschland die Grenzen für osteuropäische Arbeitskräfte geöffnet. Am Donnerstag hat die EU Spanien erlaubt, die Freizügigkeit für rumänische Arbeiter vorübergehend auszusetzen.
Stopp bis zum 31. Dezember 2012
Rumänische Arbeitnehmer dürfen
bis zum 31. Dezember 2012 nicht mehr neu nach Spanien arbeiten fahren. Das gilt
für alle Branchen, also auch für die Landwirtschaft und den Gartenbau und für
alle Gebiete in Spanien. Rumänische Staatsangehörige, die bereits auf dem
spanischen Arbeitsmarkt beschäftigt sind oder Arbeitssuchende sind von der
Regelung nicht betroffen. Ausreisen muss also niemand.
Die EU begründet die
Genehmigung mit der Schwere der Wirtschaftskrise, die Spanien getroffen hat.
Das Bruttoinlandsprodukt ist zwischen 2008 und 2010 um 3,9 Prozent eingebrochen
und das Land hat mit 20 Prozent die höchste Arbeitslosenquote der EU.
Spanien hat die Liberalisierung
des Arbeitsmarktes am 01. Januar 2009 eingeführt. Daher kann spanien den Zuzug
von rumänischen Arbeitskräften nicht einstellen, sondern mit Hilfe der
Schutzklausel nur einschränken. Am 28. Juli hat die spanische Regierung in
einem Brief an die EU um den Anspruch auf die Schutzklausel gebeten. Sie wird
das erste Mal angewandt.
„Sehr spezifische Bedingung“
László Andor, EU-Kommissar für
Beschäftigung, Soziales und Integration, erläutert die Genehmigung sehr
ausführlich: „Dieser Beschluss erging wegen der sehr spezifischen
Beschäftigungslage in Spanien. An sich bin ich der Überzeugung, dass man auf
hohe Arbeitsosigkeit nicht mit einer Beschränkung der Freizügigkeit der
europäischen Arbeitnehmer reagieren sollte. Vielmehr sollten wir uns darauf
konzentrieren, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Von anfang an
verfolgte Spanien eine immer sehr offene Politik gegenüber Arbeitskräften aus
anderen Ländern, auch aus den neuen Mitgliedsstaaten, und dies hat die
Kommission stets sehr begrüßt. Die Kommission versteht aber, weshalb die
spanischen Behörden zum jetzigen Zeitpunkt – wegen der dramatischen
Beschäftigungslage und der sehr komplexen finanziellen Rahmenbedingungen – von der
uneingeschränkten Freizügigkeit Abstand nehmen wollen. Das spanische Ersuchen
wird durch Fakten untermauert, und der Beitrittsvertrag sieht die Möglichkeit
vor, in solchen Fällen vorübergehend wieder Beschränkungen einzuführen.“
Andor hofft, dass die Maßnahme
wirklich nur zeitlich begrenzt bleibt und dass die „grundsätzlich positive
Haltung gegenüber der Freizügigkeit in Europa die Oberhand behält.“ Er rief
aber nicht nur Spanien, sondern auch Rumänien auf, neue Arbeitsmöglichkeiten zu
schaffen.
Rumänen in Spanien
Wirklich glücklich sind die Rumänen
in Spanien aber nicht. Etwa 191.400, rund 30 Prozent, sind Arbeitslos gemeldet.
Drei Jahre vorher waren es nur die Hälfte. Trotzdem stieg bis zum 01. Januar
2010 die Zahl der Rumänen von 388.000 im Jahr 2006 auf 823.000.
Jeder europäische Mitgliedsstaat
kann innerhalb von zwei Wochen beantragen, den Beschluss zu ändern oder
rückgängig zu machen.
roRo