Sparsam in das neue Jahr
Handel
Gedrückte Verbraucherstimmung zu Jahresbeginn
Die Feiertage sind vorbei und normalerweise starten Konsumenten mit Schwung und guten Vorsätzen in das neue Jahr. 2021 ist anders, wie schon das Pandemiejahr 2020. Schon vor Weihnachten haben sich die Signale für einen längeren Lockdown verdichtet. Eine schnelle Rückkehr zur Normalität ist trotz Impfstoff nicht zu erwarten, heißt es im am Montag veröffentlichten Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschlands (HDE). Die Commerzbank-Forschung rechnet mit einem Minus von täglich vier Prozent in der Wertschöpfung während des Lockdowns. Die Wirtschaft 2021 wächst, aber die Erwartungen wurden von fast allen Wirtschaftsinstituten um ein Prozent nach unten korrigiert. Lediglich Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle begrenzt seinen Abwärtskurs auf die durch den Lockdown betroffenen Sektoren. Die Ökonomen vom Hamburgischen WeltWirtschaftsinstitut (HWWI) rechnen mit einem Vorkrisenniveau im Jahr 2022.
Wachstumsimpulse werden von der Industrie ausgehen, denn nach der Rezession in der Zeit der Vor-Pandemie hatte sich der Sektor gegen Ende 2020 als „Wachstumslokomotive“ ausgezeichnet. Eines der Signale ist das Plus in der Autofertigung. Die Einigung mit London auf ein Abkommen hat eine große Unsicherheit im Export gemildert, auch wenn einige Aspekte, wie Regelungen im Finanzsektor, noch offen sind, heißt es Bericht.
Verbraucher haben sich für 2021 das Sparen vorgenommen. Damit setze sich der Trend der geringeren Anschaffungsneigung fort. Verbunden ist das mit den als negativ eingeschätzten Einkommenserwartungen. Eigentlich müssten sich die Kunden auf mehr Geld in der Kasse freuen. „Der Wegfall des Solidaritätszuschlags für die meisten Steuerzahler, die Anpassung der Einkommenssteuertarifs zur Vermeidung der „kalten Progression“ sowie die Erhöhung des Kindergeldes führen laut Berechnungen des IW Kölns – je nach Familiensituation und monatlichem Bruttoeinkommen – zu Einkommenszuwächsen von mehreren Hundert Euro.“
Auf der anderen Seite gelten ab dem 01. Januar wieder die Regelsteuersätze von 19 und sieben Prozent. Restaurants werden Mitte des Jahres nachziehen. Die Bepreisung von Kohlendioxid wird Benzin, Gas und Heizöl verteuern.
Auswirkungen auf den Handel
Parallel zu den Aussichten fordert der HDE in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel staatliche Unterstützung für die Händler in den Innenstädten. Drei Viertel der Non-Food-Händler geben an, dass die vorgesehenen Hilfen nicht ausreichen, um eine Insolvenz abzuwenden. „Für viele Händler ist es schon kurz nach zwölf. Allein in der vergangenen Woche verlor der vom Lockdown betroffene Einzelhandel rund fünf Milliarden Euro Umsatz“. Das summiert sich für 2020 auf insgesamt 36 Milliarden Euro. Am Dienstag kommen Bund und Länder für eine Beratung über den Lockdown zusammen. Sie sollen nach HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth auch über weitere Unterstützung für den Handel beraten.
VLE
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