"Sturm im Milchglas"

Handel

ZMP sieht wachsendes Verständnis bei Verbrauchern

Mit einer kleinen Information innerhalb eines Interviews fing alles an. Dann war der Weg von den Dortmunder „Ruhrnachrichten“ bis zur Hauptmeldung in der Tagesschau bereits vorgezeichnet. Die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle ZMP blickte noch einmal auf das Medienecho zurück, dass die steigenden Milchpreise in der vergangenen Woche ausgelöst hatten: „Sturm im Milchglas. Die Lage am Milchmarkt hat sich 2007 für alle Marktbeteiligten dramatisch verändert. In den Preisverhandlungen mit dem Handel waren die Molkereien nach einer langen Zeit in der Vorhand.“ Das Preiserhöhungen anhand der hohen Notierungen in Hannover anstehen hat die ZMP immer wieder transparent gemacht.
Sie freut sich jedoch, dass das Thema Agrarpreise „ins Rampenlicht gerückt ist“ und kommt zu dem Schluss: „Das Verständnis für die schwierige wirtschaftliche Lage der Milchbauern ist nämlich weiter gewachsen.“
In den Überschusszeiten wurde Milch in lang haltbare Produkte wie Milchpulver und Butter gewandelt. Im Laufe des vergangenen Jahres wurden diese Bestände überall abgebaut und jetzt übersteigt der Nachfragezuwachs und der Konsum westlicher Milchprodukte das Milchangebot. Gegenüber 2001 stieg die Weltmilchproduktion bis 2006 von 585,7 Mio. auf 645 Mio. Tonnen Milch. Der Milchverbrauch stieg im gleichen Zeitraum von 585,2 auf 647 Mio. Tonnen, wobei die Bestände im letzten Jahr erneut um zwei Prozent gesunken sind. Der Verbrauch je Kopf stiegt von 95,2 auf 99,1 kg Milch im Jahr weltweit. Eine detaillierte Analyse soll noch in dieser Woche erscheinen.

Bio-Milchbauern freuen sich
Meist zeigten die Nachrichten schimpfende Verbraucher und gaben dem negativen empfinden eine Eigendynamik. Die Milchbauern von Demeter haben sich am Wochenende hingegen ausdrücklich gefreut. Für sie ist die aktuelle Milchpreis-Entwicklung Grund zur Freude, heißt es. Weil auch Ökobauern nicht kostendeckend produzieren konnten, sind in der Vergangenheit viele wieder aus der Produktion ausgestiegen. Bio-Milch wurde knapp. Die Molkerei Berchtesgadener Land hatte bereits im Juni den Milchpreis auf 42,5 Cent erhöht und kündigt für Dezember bereits eine weitere Erhöhung für Demeter-Milch auf 44,5 Cent an. Für Andreas Amberger, Geschäftsführer der Demeter-Milchbauerngemeinschaft ist das ein Stück Zukunftssicherung. Demeter-Bauern verzichten bewusst auf das schmerzhafte Enthornen der Milchkühe und garantieren 100 Prozent Biofutter. Der Verband sieht in der Preisgestaltung in Berchtesgaden ein Signal an andere Molkereien. Eine drastische Verteuerung im Naturkostladen soll es dabei aber nicht geben.

Preisabstand wird kleiner
Biobauern freuen sich bereits seit 2004 über steigende Milchpreise, die sich nach Auswertung der ZMP kontinuierlich der 35 Cent-Marke annähern. Derzeit werden rund 405.000 Tonnen Biomilch angeliefert, was einen Marktanteil von rund sieben Prozent ausmachen.
Im vergangenen Jahr war der Preisabstand zwischen Bio- und konventioneller Milch mit 6,4 Cent je kg am höchsten. Durchschnittlich 5,2 Cent betrug der Bio-Zuschlag. Die steigenden Preise auf dem konventionellen Markt geben der Biomilch, so die Marktanalysten, wieder eine relative Vorzüglichkeit beim Verbraucher. Der möchte ja auch mehrheitlich Umweltstandards, eine faire Entlohnung und Qualität einkaufen. Die gibt es nicht zum Nulltarif.

roRo

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