Superfood erzielt Superzahlen
Handel
Dickes Umsatzplus durch Amaranth und Co.
Was ist „Superfood“? Superfoods sind Lebensmittel, die nach Branchenvorstellung mehr als normale Lebensmittel können. Sie sind „ganz besondere Lebensmittel“, die, so die Branche weiter, Otto Normalverbraucher nur gelegentlich „aus Versehen“ isst.
Aus dieser Mixtur werden dem Superfood Superkräfte zugestanden. Bis zur Heilung. Die Superfood-Branche unterscheidet dabei sogar zwischen echtem Superfood und „Superfood“, dass nur zu Werbezwecken so bezeichnet wird. Die Superkräfte wirken außerdem erst, sobald das Super-Lebensmittel regelmäßig in den Speiseplan integriert wird. Wann also wird ein Food „Super“?
Superfood
Es muss eine oder mehrere Nährstoffe oder Vitamine in großer Menge überdurchschnittlich bereit halten. Es muss aus ökologischer Produktion oder aus einer Wildsammlung stammen – also möglichst naturbelassen ohne Bearbeitung vorliegen. Es muss weder teuer sein noch schmecken und wächst auch vor der Haustür, also fernab tropischen Charakters.
Die Superfood-Branche möchte sich von Nahrungsergänzungsmitteln unterscheiden. Die Abgrenzung ist schwierig. Die Branche bezeichnet Schinken, Kartoffelsalat und Pizza als „normale Lebensmittel“, während der Löwenzahn den meisten Menschen eher als Belustigungsobjekt dient. Doch beim dem setzt die Superbranche an. „Gerstengras“-Saft, „Löwenzahnwurzelextrakt“ oder Chia-Samen sind solches Superfood. Chia-Samen wird mit Maya-Kultur gewürzt und verkauft. Superfood kann aber auch ganz normal in Erscheinung treten, wie Brokkoli, dessen Antioxidantien ihn zum Superfood machen. Übrigens ist Gerste per se ein Gras.
Superfood ökonomisch erfolgreich
Verbraucherzentralen sind skeptisch. Hinter dem Begriff der Goji-Beere lauert nur der Gemeine Bocksdorn. Wem das Gesundheitswissen von Hildegard von Bingen zu angestaubt erscheint, kann sich mit dem technokratischen Begriff des Superfoods eher anfreunden. In ihrer Zeit hat die christliche Mystikerin um das Jahr 1100 auch nicht auf asiatische oder südamerikanische Produkte zurückgreifen können.
Superfood lockt allemal zu kritischen Betrachtungen heraus. Es ist aber eine Folge gesättigter Märkte, in denen alles im Überfluss vorhanden ist und neu entdeckt werden will. Ökonomisch legitim – und erfolgreich.
„Superfood boomt“ schreibten die Marktbeobachter von IRI aus Düsseldorf. Von kleinsten Marktanteilen aus, erzielt Superfood fünfstellige Wachstumsraten. „Die positive Entwicklung der Chia-Samen hält bereits seit zwei Jahren an“, berichtet Katharina Feuerstein von IRI. 2013 haben Aldi und Co. das Maya-Essen gelistet, aber nicht mehr als 520 Euro Umsatz erzielt! Ein Jahr später spülte Chia bereits 22.100 Euro in die Kassen und erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von 10,9 Millionen Euro. Die Verkaufsmenge stieg von 700 Kilo auf 663,8 Tonnen.
Quinoa und Amaranth
Quinoa und Amaranth sind als Pseudogetreide in der Bioszene schon länger bekannt. Den Durchbruch erzielen sie aber erst als Superfood:
„Die Kategorie Quinoa befand sich 2013 bereits auf dem höchsten Abverkaufsniveau der drei Segmente mit einem Umsatz von 1,42 Millionen Euro und einem Absatz von 237,4 Tonnen“, so Katharina Feuerstein. Auch Quinoa erlebte im Jahr 2014 einen enormen Zuspruch und kam auf einen Umsatz von 3,64 Millionen Euro (+155,9 Prozent). 350,1 Tonnen Quinoa wurden verkauft (+47,5 Prozent). Im Jahr 2015 wuchs das Segment nochmals deutlich weiter auf 8,21 Millionen Euro (+125,32 Prozent) und 696,3 Tonnen (+98,89 Prozent).
Amaranth wies laut IRI 2013 einen Umsatz von 91.030 Euro und einen Absatz von 18 Tonnen im Lebensmitteleinzelhandel inklusive Aldi, Lidl und Norma sowie in den Drogeriemärkten auf. Im Jahr 2014 versechsfachte es seinen Umsatz auf 545.500 Euro und seinen Absatz auf 109,4 Tonnen. Auch 2015 hielt der Trend weiter an und der Umsatz stieg auf 1,03 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 88,36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Absatz stieg auf 163,1 Tonnen, ein Plus von 49,12 Prozent.
Roland Krieg