Tag der Milch II

Handel

Trübe Milch im Handel

Milchpreise ziehen an – Bio-Milch zu wenig auf dem Markt. Das Milchbarometer könnte ein Hoch auf dem Milchmarkt anzeigen. Jedoch brodelt es im Hintergrund.

Molkereien dicht
Das diesjährige Milchforum der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle ZMP zeigte die Herausforderungen des Milchmarktes. Nicht nur den Milchbauern geht es schlecht – auch den Molkereien. So stellte der im Mai neu amtierende Vorstandsvorsitzende der Nordmilchwerke, Josef Schwaiger, fest: „Die Bilanz 2006 ist nicht gut, sondern eher schlecht.“ Immerhin ist Nordmilch mit rund vier Milliarden verarbeiteten Kilo Milch das größte deutsche Milchunternehmen und der fünftgrößte Verarbeiter in Europa. 3400 Mitarbeiter erarbeiteten 2005 zwei Milliarden Euro Umsatz. Jetzt gibt es ein Konzept zur Restrukturierung im hart umkämpften Milchmarkt. Die Molkereien in Beesten im Emsland und in Isernhagen bei Hannover sollen geschlossen werden. 260 Beschäftigte sind betroffen und in der Verwaltung noch einmal 160. Die Gewerkschaft fürchtet um bis zu 1.000 Arbeitsplätze. Die Milchpreise allerdings sinken, auch wenn in der aktuellen Listungsrunde ein Plus von 15 Prozent mit dem Handel erzielt werden konnte. Landwirte kündigten als Anteilseigner ihre Verträge bei Nordmilch. „Mehrere Bilanzen dieser Art können wir uns nicht leisten“, sagte Schwaiger.

Quote: Ja oder Nein?
Große wachstumswillige Betriebe, die im Norden und Nordostdeutschland Flächen finden, könnten ohne Milchquote den internationalen Wettbewerb aufnehmen, so wie Neuseeland vorgemacht hat. Die kleinen Betriebe in den Mittelgebirgen würden ohne die Milchquote ihre Kühe abschaffen müssen. Und auf den Flächen, auf denen heute noch die Kühe grasen, wächst Wald? Je verbissener um und mit der Quote argumentiert wird – desto offener ist das Ergebnis für 2015!?

MV gut aufgestellt
Gestern stellte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus auf der Zentralveranstaltung des Landesbauernverbandes „Zukunft der Milchproduktion“ unmissverständlich fest: „Die für 2015 von Brüssel angepeilte Abschaffung der Milchquotenregelung wird kommen. Es ist also in jedem Fall besser, sich heute darauf vorzubereiten und auf einen geordneten Übergang Einfluss zu nehmen, als in eine nicht mehr zeitgemäße Blockadepolitik zu verfallen.“ Dem Landesbauernverband warf er vor: „Noch vor kurzem wurde aus ihren Reihen die Abschaffung der Quotenregelung vehement gefordert. Jetzt wird der Wandel in absehbarer Zeit kommen: Nutzen Sie die damit verbundnen Chancen.“
In MV produzieren rund 900 Milcherzeuger mit 179.000 Milchkühen Milch mit einem Produktionswert in Höhe von 410 Millionen Euro. Das ist nach Angaben des Ministeriums der höchste Einzelbeitrag in den letzten vier Jahren.
Bundesweit liefern noch etwa 110.000 Milchviehbetriebe jährlich 27 Millionen Tonnen Milch.

Milch zu Dumpingpreisen
Den heutigen Tag der Milch nutzen Oxfam und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), um auf die Schere zwischen Produktionskosten und Markterlös hinzuweisen. 2006 lag der Erzeugerpreis der Molkereien an die Milchbauern bei 27,35 Cent je Liter Milch. Die Erzeugung allerdings schlägt mit 40 Cent je Liter zu Buche. Der Fortbestand der Milchquote könne dieses Preisdumping überwinden. „Für die Milchbauern in der EU wäre es wichtig, die in der EU produzierte Milchmenge zu reduzieren, dafür aber einen fairen Preis für die Milch zu erhalten. So könnte auch eine sozial- und umweltgerechte Milcherzeugung wirtschaftlich tragbar sein“, erklärte Bernd Voß, aktiver Milchbauer und Mitglied des AbL-Bundesvorstandes.
Oxfam hat neue Berechnungen über die Exportpreise vorgelegt. Demnach lagen diese im Jahr 2005 in Deutschland rund 41 Prozent unter den Produktionskosten. In der EU lagen sie 31 Prozent niedriger. Marita Wiggerthale, Agrarreferentin von Oxfam: „Dumping findet nach wie vor im großen Stile statt.“ Ein Großteil sei nach wie vor auf die EU-Exporterstattung in Höhe von 1,43 Mrd. Euro zurückzuführen. Der preislich unterstützte Export führt in Entwicklungsländern dazu, dass dort die Milchbauern auf ihrer Ware sitzen bleiben, kritisiert Oxfam.

VLE

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