Tatort Markt: Wann stirbt der Wettbewerb?
Handel
Konzentration im LEH
Wirtschaftsberater Prof. Dr. Rainer Lademann stellte auf vor dem Niedersachsentag auf der Grünen Woche die Frage, ob die Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) den Wettbewerb zum Erliegen bringt. Dabei müsse man bedenken, dass das Kartellamt in den letzten Jahren die Betrachtung verändert habe. Es werde weniger wichtig, ob ein freier Wettbewerb von Unternehmen bestehe, sondern ob es einen Wettbewerb um niedrige Preise gibt. Die europäische Wettbewerbspolitik bezeichnet das als „Konsumentenwohlfahrt“. Unter deser Prämisse gibt es einen Wettbewerb in Deutschland. Wenn ein Produkt nicht gut laufe, dann lahmt es, zusätzlich verstärkt durch die Finanzkrise. Ergo: wenn zu viel Milch auf dem Markt ist, dann kann ein Wettbewerb nicht funktionieren.
Konzentration im LEH
Prof. Lademann sieht durchaus eine Konzentration im LEH, doch ist sie beispielsweise in Dänemark, Belgien, den Niederlanden und Österreich größer. Ökonomen berechnen nach dem so genannten Herfindahl-Hershman-Index die Machtkonzentration. In Europa ist er in der Schweiz mit Abstand am höchsten. Dort, so Prof. Lademann, dient die Konzentration als Abschottung vor ausländischen Investoren.
Zu relativieren ist im Bereich der Lebensmittel, dass zwischen 40 und 50 Prozent der Waren außerhalb des LEH zum Kunden gelangen. Märkte, Außer-Haus-Verpflegung und Abnahmen in der Industrie zählen hierzu. Molkereien finden im Exportgeschäft Alternativen zum LEH. Zudem findet die Preisbildung im Milchsektor atypisch statt. Die Bauern liefern ihre Milch an die Molkerei, wissen aber nicht zu welchem Preis. Erst wenn die Molkerei ihre Milch an den Handel verkauft hat, bildet sie gegenüber ihren Genossen den Erzeugerpreis. Es werde dann nur verteilt, was auch vorhanden ist, spiegele aber damit auch nicht die regionalen Herstellungsosten wider.
Defizite im Wettbewerb könne die Branche ausgleichen, wenn Erzeuger sich zusammenschließen und ihre Verhandlungsposition verbessern, gemeinsam vermarkten, Exporte ausweiten, Produkte besser differenzieren und den Anteil an ökologischen Lebensmittel erhöhen, so Lademann.
Roland Krieg
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