Tesla schlägt alle

Handel

Neues Großprojekt in Brandenburg

Die Logistikzentren von Edeka und Lidl sowie die Speditionen Transicold und Ludwig Meyer in Freienbrink bekommen einen neuen Nachbarn. Seit Monaten hat die Brandenburger SPD im Geheimen mit dem E-Fahrzeug Visionär Elon Musk verhandelt, der nach Shanghai jetzt auch in Brandenburg eine Gigafactory bauen will. Das Gelände liegt direkt am östlichen Autobahnring A10 zwischen Grünheide und Freienbrink im Landkreis Oder-Spree.

Erfahrungen mit Großprojekten

Ein Donnerschlag am Mittwoch, der dem armen Brandenburg ein Riesengeschäft und mehr als 10.000 Arbeitsplätze verspricht. Hinzu kommt ein Designbüro in Berlin. Ministerpräsident Dietmar Woidke ist begeistert und rechnet mit Aufnahme der Produktion bereits im Jahr 2021. Großprojekte sind aber nicht die Stärke Brandenburgs. Die Chipfabrik in Frankfurt/Oder wurde nie fertig und in eine mittlerweile insolvente Solarfabrik umgewandelt. Die „Waldstadt“ für Berliner Abgeordnete in der ehemaligen russischen Kaserne Wünstorf wurde zum Ort für die Landesbehörde und aus der Zeppelinhalle für den Cargolifter wurde ein tropisches Badeparadies. Unbeteiligt beim Dauerbau des Berliner Flughafens ist Potsdam auch nicht. Potsdam hat bei diesen Projekten jeweils dreistellige Millionenbeträge versenkt.

Altmaier und Scheuer begeistert

Die Euphorie-Welle hat sogar den Bundestag erreicht. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier begrüßte in der Regierungsbefragung am Mittwoch die Pläne des Amerikaners als großen Erfolg für den Industriestandort Deutschland. Nach Sprecherin Beate Baron findet ein ständiger Austausch zwischen Tesla und dem Ministerium bis zur Ministerebene statt. So alleine waren die Potsdamer offenbar nicht in den Gesprächen involviert. Zumindest hat Musk am Dienstagabend mit Verkehrsminister Andreas Scheuer ein „sehr langes Gespräch“ auf einer Veranstaltung geführt, ergänzte Simone Buser aus dem Verkehrsministerium.

Ausschlaggebend für die Entscheidung Deutschland und Brandenburg sollen die guten Rahmenbedingungen für die Gigafactory gewesen sein. Tesla-Autos werden allerdings zu 100 Prozent mit neuen Energien gebaut. Wie viel dafür notwendig ist und ob Brandenburg die Mengen zur Verfügung stellen kann, muss erst noch geklärt werden. Der Sprecher des Bundesumweltministeriums ist sicher, dass Deutschland und Brandenburg das leisten können.

Tusk kann auf EU-Gelder hoffen

Minister Woidke hat schon geprüft. Es kann für die Ansiedlung eine Förderung gezahlt werden, die EU-rechtlich abgesichert ist. „Aktuell gibt es keine Zusage“, sagte Baron in der Regierungspressekonferenz.

Einzig, dass es eine mit Brandenburg unterzeichnet Absichtserklärung gibt, ist derzeit sicher. Das Tesla-Werk könnte eine Strahlkraft entlang der Oder für einige benachteiligte Regionen haben und auf einen Schlag mehr für den ländlichen Raum bewirken als die Landwirtschaft. Je nachdem wie hoch Tesla die Löhne setzt, erschwert die Elektroautofabrik dann aber die Suche nach Saisonarbeitern in der Landwirtschaft. Auch für Betriebsleiter mit wackeliger Existenz könnte der Lohnansatz bei Tesla die Entscheidung für eine Betriebsaufgabe werden.

Roland Krieg

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